Ausgabe 02/2015
Ab jetzt wird gestreikt
Forstwirtschaftsmeister Eddwin Gorning braucht mehr als gute Worte
Die zweite Verhandlungsrunde im öffentlichen Dienst der Länder Ende Februar in Potsdam hat nur über eines Klarheit verschafft: Die Arbeitgeber wollen nichts geben, sondern nur kürzen.
Die Arbeitgeber haben kein Lohnangebot vorgelegt und verlangen stattdessen Einschnitte bei der betrieblichen Altersvorsorge. Ziel der Arbeitgeber ist es, die betrieblichen Rentenansprüche zu kürzen und den Beschäftigten das alleinige Kapitalmarkt- und Zinsrisiko aufzubürden.
ver.di fordert für die 800.000 Tarifbeschäftigten der Länder (ohne Hessen) eine Entgelterhöhung von 5,5 Prozent, mindestens aber um 175 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, den Ausschluss sachgrundloser Befristungen, die verbindliche Übernahme der Auszubildenden nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung im erlernten Beruf sowie eine Anhebung der Ausbildungsvergütungen um 100 Euro monatlich und eine Erhöhung des Urlaubsanspruchs für Auszubildende von 27 auf 30 Tage. Das Tarifergebnis soll zeit- und inhaltsgleich auf die 1,2 Millionen Beamtinnen und Beamten sowie rund 700.000 Versorgungsempfänger (Pensionäre) übertragen werden.
ver.di rollt den roten Teppich aus
Bereits Mitte Februar hatten sich rund 200 Beschäftigte der Länder zum Auftakt der Tarif- und Besoldungsrunde am Jungfernstieg getroffen, um die ver.di-Verhandlungskommission lautstark zu unterstützen und deutlich zu machen, worum es ihnen bei den diesjährigen Verhandlungen geht.
Ein roter Teppich wurde ausgerollt, nicht für die Stars der Leinwand, sondern für unsere Stars, Beschäftigte des öffentlichen Dienstes, die täglich für die Bürgerinnen und Bürger wertvolle Dienstleistungen erbringen. Für Kolleg/innen aus den Behörden, Landesbetrieben, Hochschulen, den Zuwendungsbereichen und den Projekten, der Bezirksämter, aber auch aus der sozialen Arbeit. Auf dem roten Teppich erklärten sie, was sie als Ergebnis der Verhandlungen erwarten. Die Gehaltsforderung von ver.di ist ihnen ebenso wichtig wie die Übernahme der Auszubildenden. Feuerwehrmann und Rettungsassistent Wilhelm Mähler (49) sagte: "Außer mit Worten, Danksagungen, kann man auch mit guter Bezahlung würdigen."
Die Koordinatorin aus der Behinderten- und Jugendhilfe, Barbara Adden (59), sprach sich für eine Zukunft für junge Menschen aus. "Ich wünsche mir den Generationswechsel. Her mit den jungen Menschen, die uns bei unserer Arbeit unterstützen."
Ausdrücklich sprachen sich die Stars im Namen vieler Kolleginnen und Kollegen auch für die Eindämmung der prekären Beschäftigung über sachgrundlose Befristungen aus.
Straßensozialarbeiterin Jessica Reifegerste (40): "Straßensozialarbeit setzt flexible Arbeitszeiten voraus. Das nervt manchmal, da sich diese natürlich auch auf das Privatleben auswirken. Mir gefällt überhaupt nicht, dass man für so einen verantwortungsvollen Job im Verhältnis einfach zu wenig verdient. Die Angst vor der Altersarmut wächst. Der Gedanke, eines Tages gegebenenfalls zur Rente noch aufstockende Sozialleistungen beantragen zu müssen, ist belastend."
Unsere Stars des Alltags haben es satt, dass der Kostendruck immer stärker auf die Beschäftigten abgeladen wird. Da hieß es: "Es kann nicht sein, dass ein Sparzwang des Landes auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird, so dass Tariferhöhungen in Personalabbau umgerechnet werden. Und noch eine Botschaft von uns an die Arbeitgeber der Länder: Hände weg von der betrieblichen Altersversorgung für unsere Kolleg/innen!"Die Beschäftigten wollen Wertschätzung und einen anständigen Lohn. Und Gründe dafür haben sie allemal genug. Aber die Arbeitgeber wollen ihnen eher etwas nehmen als ihnen etwas zu geben - wie sich gerade in der zweiten Verhandlungsrunde zeigte.
Jetzt sind die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben und Dienststellen aufgefordert, mit Warnstreiks ein deutliches Signal für ihre berechtigten Forderungen zu setzen. Ab jetzt wird gestreikt.