Protest-Mahnwache von G&D-Beschäftigten im Dezember, nachdem die Pläne der Geschäftsleitung bekannt geworden waren

München & Region – Mit Datum 9. Februar 2015 verkündete eine große Gelddruckerei mit Sitz in München stolz in einer Pressemitteilung: "Giesecke & Devrient (G&D) ist der International Banknote Designers Association (IBDA) beigetreten." Zu Deutsch: der Vereinigung der Banknoten-Designer. In der Meldung ist von "Design und Designkompetenz" als "Kern jeder Banknotenproduktion" die Rede. Ralf Wintergerst, Mitglied der Geschäftsführung und Geschäftsführer Banknote bei G&D wird so zitiert: "Die modernen Banknoten von heute sind sehr komplex; beim Entwurf spielen viele unterschiedliche Anforderungen eine Rolle. Die Gestaltung ist an den ästhetischen Maßstäben der jeweiligen Währungskultur auszurichten; eine einfache und eindeutige Überprüfung durch Mensch und Maschinen ist notwendig; Sicherheitsmerkmale müssen auf intelligente Weise integriert und kombiniert werden."

Mit dieser Pressemitteilung sollte der Öffentlichkeit unterbreitet werden, wie kompetent und weltweit bedeutsam diese Firma ist, die neben dem Gelddruck in der Produktion von Chipkarten ihr zweites großes Arbeitsfeld hat. So wichtig sei sie, dass sie bei der "Ästhetik der Währungskultur" und den Sicherheitsfragen auf diesem Sektor ein gewichtiges Wort mitzureden habe.

Was "Unternehmenskultur" und die Sicherheit der bei Giesecke & Devrient Beschäftigten in Sachen Zukunft ihrer Arbeitsplätze betrifft, verhält sich der Konzern, dessen Eigentümer zu den 500 reichsten Leuten in Deutschland gehören, derzeit alles andere als ästhetisch. "In einer Veranstaltung mit dem irreführenden Namen ,Dialog mit der Geschäftsleitung‘ wurde den Kolleginnen und Kollegen ein gnadenloser Plan zur Kostenreduzierung und zum Personalabbau vorgelegt. Allerdings gab die Unternehmensleitung ihre Entscheidung knallhart ohne jeglichen Dialog bekannt." Mit diesen Sätzen erinnerte Ludwig Hankofer, Vorsitzender des ver.di-Fachbereichs Medien, Kunst und Industrie in Bayern, bei einer Protestkundgebung vor dem Münchner Rathaus am 11. Februar an die jüngsten Ereignisse bei G&D, die weit über München hinaus für Empörung sorgten.

Kurz vor Weihnachten war den Beschäftigten aus heiterem Himmel mitgeteilt worden, dass die Belegschaftszahl drastisch reduziert und der bisherige Hauptfirmensitz mit dem Druckereigebäude verkauft werden soll. Allein in München wolle man an die 800 Stellen abbauen. Den Empfehlungen einer Unternehmensberatungsfirma folgend, soll der Banknotendruck in München gänzlich eingestellt werden, weitere Unternehmensbereiche würden in billigere Regionen im In- und Ausland ausgelagert, hieß es. Betriebsrat und Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat waren von diesen Plänen der Firmenchefs ebenfalls kalt überrascht worden.

Seitdem hat sich zunehmend kräftiger Widerstand im Betrieb und darüber hinaus gegen die vom G&D-Konzern angekündigte Arbeitsplatzvernichtung formiert. Die Kundgebung am 11. Februar auf dem Marienplatz war die bisher größte dieser Protestaktionen. Rund 500 Menschen, in erster Linie G&D-Beschäftigte mit ihren Familien, hatten sich versammelt, kräftig und lautstark unterstützt von Kolleginnen und Kollegen aus anderen Münchner Betrieben, Gewerkschaften, Kirchen, Parteien und Verbänden. Neben einer Reihe gewichtiger Redebeiträge und Grußbotschaften berührten besonders die spontanen Sätze von älteren und jüngeren G&D-Beschäftigten, die übers Mikrofon von ihrer Arbeit und von ihren Perspektiven berichteten, sollten die Konzernpläne Realität werden.

Proteste auch am Wohnsitz der Chefs vorstellbar

"Ich appelliere an die Verantwortlichen unserer Stadt, an die Parteien und an alle Bürger: Lasst die Kolleginnen und Kollegen von G&D jetzt nicht alleine. Schaffen wir Solidarität und unterstützen die Betroffenen im Kampf um ihre Arbeitsplätze", forderte Ludwig Hankofer im Namen aller Protestierenden. Und Heinrich Birner, Geschäftsführer von ver.di München und Region, kündigte an, dass er sich im Verlauf der kommenden Auseinandersetzungen durchaus auch einmal den Besuch eines größeren Kontingents von Beschäftigten und von mit ihnen solidarischen ver.di-Mitgliedern am Wohnsitz der Konzerneigentümer am schönen Starnberger See vorstellen könne.