Walter Kloss mobilisiert die Postboten

Walter Kloss

Wenn sich jemand bei der Post auskennt, dann ist es Walter Kloss. 1972 startete der heute 59-Jährige seine berufliche Laufbahn als Postjungbote bei der Deutschen Bundespost. "Wir haben damals noch die Rundfunkgebühren eingezogen", erinnert er sich. Nach unzähligen Treppenstufen und Abschluss seiner Lehre arbeitete er von 1976 bis 1989 im Fahrdienst. "Weil ich immer aktiv war und mich für andere eingesetzt habe, haben die Kolleginnen und Kollegen mich 1981 in den Personalrat gewählt."

Kloss erlebte die beiden Post-Reformen, aus denen 1994 dann die Aktiengesellschaften Deutsche Post, Deutsche Telekom und Deutsche Postbank hervorgingen. Aus dem Personalrat wurde der Betriebsrat, aus der Postgewerkschaft später ver.di. Kollege Kloss aber wandelte sich nicht: Er ist heute als Betriebsratsvorsitzender der Deutschen Post AG im Bereich Hannover noch genauso engagiert wie damals. Zuständig ist er für 3800 Beschäftigte, 2000 von ihnen in der Zustellung.

"Wir sind 27 im Betriebsrat, davon fast die Hälfte Frauen", sagt er. 72 Prozent der Beschäftigten - vom Zusteller bis zur DHL-Fahrerin - sind bei ver.di organisiert. Darauf ist er auch als Vorsitzender des Landesbezirksfachbereichs Speditionen und Logistik und als Präsidiumsmitglied des Bundesfachbereichsvorstandes stolz. Derzeit bereitet er mit Unterstützung von ver.di Warnstreiks vor, um gegen die Tarifflucht und den Vertragsbruch der Post AG zu demonstrieren. Grund dafür ist die Ausgründung der DHL Delivery GmbH.

Rund 160 befristet Beschäftigte sollen in Hannover in die neue GmbH übergehen und dort nach dem Flächentarifvertrag Logistik bezahlt werden. "Das bedeutet Gehaltseinbußen. Statt 1970 Euro brutto im Monat verdienen die Fahrer dann fast 200 Euro weniger", kritisiert Kloss. Zudem erhalten sie weniger Urlaub und kein 13. Gehalt mehr. "Das lassen wir uns nicht bieten!" Daher unterstützt er die ver.di-Forderung nach Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit von 38,5 auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich, um zumindest für einen zeitlichen Ausgleich zu sorgen. Auf dem Opernplatz in Hannover machten die Beschäftigten bereits eine "kreative Pause" im Rahmen einer Betriebsversammlung.

Privat macht Walter Kloss am liebsten Pause beim Angeln, sofern sein Jack-Russell-Terrier "Charly" ihm nicht die Fische vertreibt. An eine Pause bei ver.di oder gar bei der Post mag er aber noch lange nicht denken. "Ich mobilisiere weiter."