Sie werden immer mehr: ver.di-Mitglieder bei Sky

Schwerin - Das hatten sich die Manager des Bezahlsenders "Sky" mit Sitz in Unterföhring bei München anders gedacht, als sie im Jahr 2000 ihr Servicecenter in Mecklenburg-Vorpommerns Landeshauptstadt Schwerin platzierten: strukturschwache Region, niedrige Löhne, nicht gewerkschaftlich organisierte Belegschaft. Doch die mittlerweile 720 Beschäftigten der Sky Deutschland Servicecenter GmbH (ehemals "Premiere") organisieren sich. Zum 15-Jahre-Jubiläum des Callcenters steht fest: Um Tarifverhandlungen wird der Arbeitgeber nicht mehr herumkommen.

Die übergroße Mehrheit der Belegschaft arbeitet hier in unfreiwilliger Teilzeit von maximal 30 Stunden, zudem ist ein rundes Drittel mit befristeten Verträgen beschäftigt. Bislang waren alle Versuche gescheitert, Haustarifverhandlungen aufzunehmen. Doch jetzt ist die Zeit reif - mehr als die Hälfte der Beschäftigten sind Mitglieder bei ver.di, und die aktive Betriebsgruppe um Enrico "Enno" Schuldt erhöht den Druck. Das 13-köpfige Betriebsratsgremium, ver.di-Fachbereichssekretär Dieter Altmann und Landesjugendsekretär Manuel Gellenthin haben eine Strategie mit klaren Zielen. "Wir wollen die Mitgliederzahl weiter erhöhen und den Arbeitgeber an den Verhandlungstisch bringen", sagt Enno Schuldt.

Bei einer Betriebsversammlung im Dezember hatte der Arbeitgeber großspurig angekündigt, mit Einführung des gesetzlichen Mindestlohns würden "anständige Lohnerhöhungen" umgesetzt. Was wurde geboten? Neu eingestellte Kolleginnen und Kollegen, die bis dahin 8,40 Euro pro Stunde verdient hatten, bekommen nun 8,50 Euro. Für die restliche Belegschaft veränderte sich bislang nichts. "Das war ein Schlag ins Gesicht für alle", erinnert sich Enno Schuldt.

Jugendsekretär Manuel Gellenthin legte sich vor versammelter Belegschaft mit der Geschäftsleitung an, viele Beschäftigte outeten sich als Gewerkschaftsmitglieder. Das war ein Dammbruch: "Seitdem ist ordentlich Bewegung in der Belegschaft", sagt der Gewerkschafter.

Nun gehe es mit großen Schritten auf Tarifverhandlungen zu: "Wir haben eine Tarifkommission gewählt, informieren unsere Kolleginnen und Kollegen regelmäßig mit selbst gestalteten Flyern, machen die aktuelle Situation transparent und können immer mehr neue Mitglieder gewinnen."

Der Arbeitgeber ist dabei ihr bester "Werbepartner", denn als er beispielsweise den Gewerkschaftssekretär des Hauses verweisen oder Flyer des Betriebsrats in Mülltonnen verschwinden lassen wollte, steigerte das nur den Unmut in der Belegschaft. "Kein Wunder, dass die Chefs nervös werden", sagt Enno und grinst. "Jedes neue Mitglied bekommt bei uns einen knallroten ver.di-Kaffeebecher und platziert ihn deutlich sichtbar an seinem Arbeitsplatz. Man muss nur durch die Räume gehen, um zu sehen, wie viele wir sind."

Mit jeder Kaffeetasse füllt sich die Streikkasse

In der Betriebsgruppe sind die Aufgaben gut aufgeteilt. Da gibt es einen Verantwortlichen für die Fotos, andere entwerfen und layouten die Flyer oder sind als Verteiler unterwegs. Die Verzahnung mit den Hauptamtlichen klappt ebenfalls gut - man agiert im Team auf Augenhöhe. Der Arbeitgeber tut derweil alles, um Tarifverhandlungen aus dem Weg zu gehen: Er versucht, den Betriebsrat zu Deals zu bewegen, kündigt den Beschäftigten Angebote an. Doch die wissen, dass verbindliche Regelungen nur über einen Tarifvertrag zu erreichen sind. Dafür sind sie bereit zu streiken. Derzeit planen sie ihre weitere Strategie für die nächsten Wochen.

Zufrieden stellt ver.di-Sekretär Dieter Altmann fest: "Die Erkenntnis, dass es ohne Gewerkschaft nicht vorangeht, setzt sich durch." Im ersten Halbjahr 2015 traten fast 200 Sky-Beschäftigte bei ver.di ein, und täglich werden es mehr. Sie sind zuversichtlich, dass sie bald auf der Grundlage eines Haustarifvertrags zu besseren Konditionen arbeiten werden.


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