Prekäre Beschäftigung I - Das polnische Verfassungsgericht hat Anfang Juni in einem Grundsatzurteil entschieden, dass auch prekär Beschäftigte mit Werkverträgen und Selbstständige sich gewerkschaftlich organisieren und Gewerkschaften gründen dürfen. Die geltende Bestimmung, nach der nur Beschäftigten mit festen Arbeitsverträgen das erlaubt ist, erklärte das Gericht für verfassungswidrig. Geklagt hatte der Gewerkschaftsdachverband OPZZ. In Polen sind nach Schätzungen der Gewerkschaft rund vier Millionen Menschen mit Werkverträgen oder als Scheinselbstständige tätig.


Indonesische Gewerkschaften kämpfen gegen Niedriglöhne

Prekäre Beschäftigung II - Der indonesische Gewerkschaftsverband KSPI hat die staatlichen Anreize für ausländische Investoren kritisiert, die Niedriglöhne zahlen. "Die Regierung muss sicherstellen, dass die Beschäftigten mit niedrigen Einkommen geschützt werden", sagte Said Iqbal, der KSPI-Vorsitzende. Die Regierung will das Land, in dem rund 28 Millionen der 250 Millionen Einwohner unter der Armutsgrenze leben, für Investoren attraktiver machen. Dagegen protestieren die Gewerkschaften. Nach einem Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation, ILO, ist jeder dritte Vollzeitbeschäftigte in Indonesien Geringverdiener. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse seien in Indonesien die Norm. Fast die Hälfte der regelmäßig Beschäftigten verdienten dort weniger als den gesetzlichen Mindestlohn.


Tausende Entlassungen bei Malaysia Airlines

Malaysia - Nach zwei Flugkatastrophen, bei denen mehrere hundert Menschen ums Leben kamen, will die halbstaatliche Fluggesellschaft Malaysia Airlines 6 000 ihrer rund 20 .000 Beschäftigten entlassen. Alle haben Kündigungsschreiben bekommen, 14. 000 von ihnen ist die Weiterbeschäftigung in Aussicht gestellt worden. Die Fluggesellschaft sei im Prinzip pleite, erklärte der neue Vorstandschef Christoph Müller auf einer Pressekonferenz. Er kündigte einen "Neustart" zum 1. September an. Mit der Entlassungswelle sollen offenbar vor allem die Beschäftigten die Last der Umstrukturierung tragen.


Minenarbeiter bei einer Demonstration verhaftet

Peru - Ende Mai sind sechs Arbeiter aus Silberminen bei einer Demonstration vor dem Arbeitsministerium in der peruanischen Hauptstadt Lima verhaftet worden. Ein weiterer Demonstrant wurde angeschossen. Die Beschäftigten der Uchucchacua-Mine streiken für die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen und mehr Sicherheit in der Mine. Die peruanische Gewerkschaft der Minenarbeiter (FNTMMSP) erklärte, es sei bereits 30 Arbeitern gekündigt worden, weil sie sich am Streik beteiligt hatten. Bevor die Situation vor dem Arbeitsministerium eskaliert ist, hatte die Gewerkschaft zu einem landesweiten Streiktag aufgerufen. Damit forderte sie die Rücknahme einer neuen Regelung, die es Angehörigen verletzter oder getöteter Arbeiter schwerer macht, das Unternehmen für Unfälle zur Rechenschaft zu ziehen.


Großdemo von Studierenden gegen das Bildungssystem

Chile - Bei einer Großdemo am 10. Juni haben 200 .000 Demonstrant/innen in Santiago de Chile zum vierten Mal innerhalb eines Monats gegen das Bildungssystem des Landes protestiert. Es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, Polizeibeamte setzten Tränengas und Wasserwerfer ein. Die Demonstrierenden fordern die Abschaffung von Studiengebühren an Schulen und Universitäten. Proteste gegen das Bildungssystem gibt es in Chile seit 2011. Die im Januar dieses Jahres in Kraft getretene Bildungsreform geht vielen Studierenden nicht weit genug. An der Demo beteiligten sich auch die streikenden Lehrer/innen staatlicher Schulen.