Tanja Hauch, die ver.di-Bezirksvorsitzende in Frankfurt und Region, konnte sich nicht vorstellen, was sie am Samstag, 10. Oktober, in Berlin erwarten würde. Ein Bündnis aus zahlreichen Organisationen hatte für den Tag zum Protest gegen das geplante Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, kurz TTIP, aufgerufen - und fast 250.000 Menschen waren gekommen. "Ungeahnt viele Menschen gegen TTIP waren unterwegs", sagt Tanja Hauch. Und: "Beeindruckend war es, die bunten Schilder der unterschiedlichsten Organisationen zu sehen."

Auch Martina Römmelt-Fella zum Beispiel hat sich an dieser Protestbewegung gegen das Freihandelsabkommen beteiligt. Sie gehört einer Initiative kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) an. Seit Anfang September und noch bis Ende Oktober sammelten sie Unterschriften, über 1.600 Unternehmen aus der ganzen Republik hatten sich angeschlossen. Und weitere kommen hinzu. Die Initiatoren und ihre Mitstreiter/innen widersprechen der Bundesregierung und der Europäischen Kommission, die sagen, TTIP könne dem Mittelstand nutzen. Sie wollen Zeichen setzen - auch für die traditionelle Industrie.

Die Fella-Maschinenbau GmbH beschäftigt 50 Arbeitskräfte und gehört zu den Initiatoren. Martina Römmelt-Fella, die Chefin aus dem unterfränkischen Amorbach, ist sich mit den Gewerkschaften in vielen Punkten einig: Wesentliche Elemente des geplanten Abkommens wie die Schiedsgerichtsverfahren, die Vereinheitlichung von Normen und Standards nach unten sowie die Marktöffnung im Bereich der Kultur, der Daseinsvorsorge und der öffentlichen Ausschreibungen nutzen vor allem den Interessen globaler Konzerne, die mit besserer Kapital- und Personalausstattung kleine und mittelständische Unternehmen vom Markt verdrängen werden. Gerade die hohen Umwelt- und Sozialstandards seien dagegen deren Markenzeichen, so Martina Römmelt-Fella. Zu viel passiere in Sachen TTIP überdies im Geheimen.

Diese Sorge führte sie Anfang Oktober nach Frankfurt zu einer ver.di-Diskussionsveranstaltung, an der auch Vertreter/ innen politischer Parteien teilnahmen. In der Debatte fühlte sie sich als Arbeitgeberin "gut aufgehoben". Erst durch die Beteiligung der Gewerkschaften sei diese Dimension der Protestbewegung, wie sie am 10. Oktober sichtbar wurde, möglich geworden. "Mit dieser Allianz kann man etwas erreichen", so Römmelt-Fella.