Sabine Seyfert

Von Renate Bastian

Eine kleine physiotherapeutische Praxis mit sechs Angestellten im Frankfurter Nordend. Dort arbeitet Sabine Seyfert, 30, zweimal in der Woche im Minijob. Hauptberuflich studiert die Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung an der Katholischen Hochschule Mainz. Ihr Fach heißt Gesundheit und Pflege mit der Richtung Pädagogik. In ihrer Bachelorarbeit beschäftigt sie sich mit dem Thema: Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen in kleinen Physiotherapiepraxen.

Und damit ist sie auch schon bei ihrem gewerkschaftlichen Schwerpunkt, der Gleichstellung von Frauen und Männern. Wenn man aus einem kleinen Bereich komme, sagt sie, sei es nicht leicht, in gewerkschaftlichen Gremien Fuß zu fassen. Ihren Weg hat sie über die gewerkschaftliche Jugendarbeit gefunden, von der sie sehr inspiriert worden sei, wie sie sagt. Inzwischen ist sie sowohl in ihrem angestammten Fachbereich Gesundheitswesen als auch in der Interessenvertretung von Frauen aktiv, und zwar im - Achtung: Wortungetüm - Bezirksfachbereichsfrauenvorstand von Frankfurt und Region.

Die Frauenarbeit muss ihrer Meinung nach wieder mehr in Schwung gebracht werden. Noch vor einigen Jahren, sagt sie, war der Internationale Frauentag am 8. März einer der Höhepunkte im Jahr, heute seien Aktivitäten leider etwas eingeschlafen. Liegt es daran, dass die grundlegenden Frauenthemen sich so hartnäckig halten? Dass sie seit Jahrzehnten gleich lauten? So schien es den Gewerkschafterinnen, als sie sich einen Themenkatalog von Vorhaben erarbeiteten. An oberster Stelle standen: Vereinbarkeit von Beruf und Familienarbeit, Frauengleichstellung, Bezahlung, Altersarmut, Frauen in Führungspositionen. Um es konkret werden zu lassen, haben sich die Frankfurterinnen den Besuch einer Klinik vorgenommen. Hier konzentrieren sich die Probleme wie unter einem Brennglas: In den Gesundheitsberufen, in denen mehrheitlich Frauen beschäftigt sind, dominieren in Leitungsfunktionen Männer.

Junge Frauen muss man abholen

Bleibt die wiederum "alte" Aufgabe, Frauen verstärkt für ihre Belange zu mobilisieren. Sabine Seyfert findet es nicht selbstverständlich, in ver.di aktiv zu werden oder aktiv zu bleiben. Beteiligung ist da ein Stichwort. Das heißt Wege eröffnen, wie sich Frauen in ver.di einbringen können. Das heißt Netzwerke schaffen, Kontakte herstellen. Und junge Frauen abholen, wenn sie zum Beispiel aus der Jugendarbeit herauswachsen. Schnupperabende anbieten wie kürzlich in Frankfurt. Allerdings, so merkt sie an, war dieser Versuch noch nicht von durchschlagendem Erfolg - um es vorsichtig auszudrücken. Aber man will es weiter versuchen, demnächst in Kassel.

Sabine Seyfert sagt: Die Gewerkschaftsfrauen auf Bundesebene sind eine "tolle und engagierte Truppe". Aber je näher man zur Basis komme, umso schwieriger werde es, Frauen dauerhaft zu gewinnen. Sie stellt sich auch vor, aus den Gremien hinaus auf die Straße zu gehen - mit den alten aktuellen Themen. Vielleicht am nächsten Equal Pay Day? Die Gewerkschaftsfrauen versprechen: "Bei uns hängst du nicht in der Luft."

Informationen gibt es unter: frauenpolitik@verdi.de, Ansprechpartnerin in Hessen ist Ilka Briest, Tel.: 069/25691350