Gibt es - wenn es sie überhaupt jemals gab - heuzutage noch Helden (und Heldinnen)? Wenn ich welche nennen sollte, fielen mir die zahlreichen Mütter und Väter ein, die ihre alten Eltern und ihre kleinen Kinder über tausende von Kilometern - meistens zu Fuß - von Afghanistan oder Syrien durch Wüstensand, über Gebirgspässe, vermintes Gelände und durch eiskalte Grenzflüsse bis in unser reiches Deutschland schleppen, um hier - nein, nicht ein besseres Leben in der imaginären sozialen Hängematte - zu suchen, sondern nur um einen Platz auf der Welt zu finden, wo sie eine Aussicht überhaupt auf ein Weiterleben haben. Aber solcherlei mutige und tapfere Menschen wird man kaum finden bei der in Hamburg ansässigen Agentur, wo man Heldinnen und Helden mieten kann. Ja, von der "Agentur für Helden" kann man sich - gegen das nötige Kleingeld - Menschen als Rednerinnen und Redner vermitteln lassen zu allen gängigen Themen aus dem Spektrum unserer modernen Gesellschaft: von Bildung über Bionik, Change Collaboration und Kommunikation, Macht und Marketing bis hin zu Visionen und Zufall. Und wieso Helden? "Helden sind mutig. Helden überwinden Schwierigkeiten. Helden, die uns zeigen, wie es geht", heißt es in der Eigenwerbung der Agentur. Unter diesen Agentur-Helden findet sich auch mein promovierter Namensvetter Henrik Müller, Volkswirt, Journalist, einst Vizechefredakteur des manager magazins und seit 2013 als "Professor für wirtschaftspolitischen Journalismus" an der Technischen Universität Dortmund losgelassen auf den Schriftleiter- und Reporternachwuchs. Nebenberuflich gibt der fleißige Buchautor unter dem Kolumnentitel "Müllers Memo" auf Spiegel online "jede Woche einen pointierten Ausblick auf die wichtigsten Wirtschaftsereignisse der Woche", wie er sagt. Und damit kann man ein Held werden? Die Agentur für Helden meint: Ja. Denn "Dr. Henrik Müller überrascht immer wieder durch originelle Blickwinkel auf Wirtschaft, Politik und Gesellschaft". Zum Beispiel orakelte er vor wenigen Tagen: "Das neue deutsche Wirtschaftswunder neigt sich dem Ende, die Arbeitslosigkeit wird bald wieder steigen - denn viele Zuwanderer suchen einen Job." Wirklich sehr originell - und vor allem heldenhaft, die Schwächsten der Schwachen für das Schicksal einer superreichen Volkswirtschaft verantwortlich zu machen. Henrik Müller