André Steinbach, 32, Rettungsassistent beim Deutschen Roten Kreuz Chemnitz

Ja, wir retten Leben. Es gibt immer wieder Situationen, wo wir hinterher sagen: "Dem ging es jetzt aber wirklich nicht gut. Aber wir waren rechtzeitig da." Darauf sind wir stolz, das ist so. Ich erinnere mich gut an eine Reanimation nach Kreislaufstillstand. Wir waren da, der Notarzt kam schnell dazu. Zusammen haben wir dem Mann ins Leben zurückgeholfen. Heute geht es ihm gut. Das ist unsere Arbeit. Wir werden drei-, viermal in der Nachtschicht geweckt und los geht's!

Nach der Schule hab ich erst mal Fliesenleger gelernt. Dann war ich fast immer auf Montage und selten zu Hause. Aber ich bin auch seit fast 20 Jahren ehrenamtlich im Deutschen Roten Kreuz aktiv, zuerst als Jugendsanitäter im Jugend-DRK. Dort hab ich gelernt, was Erste Hilfe ist. Das war spannend. Deshalb habe ich dann auch meinen Zivildienst beim DRK abgeleistet, im Behinderten- und Krankentransport. Dafür musste ich den Abschluss als Rettungshelfer machen, nach vier Wochen Ausbildung. Die lief gut, man war zufrieden mit mir, also hab ich dann noch die Ausbildung als Rettungssanitäter absolviert, auf eigene Kosten sogar. Da wusste ich schon: Hier will ich bleiben. Kein Einsatz ist wie der andere, man trifft so viele verschiedene Leute und hilft ihnen. Diese Arbeit macht mich einfach glücklicher als mein erster Beruf.

Als Anfänger bin ich 2007 in ein festes Vier-Mann-Team auf dem Rettungswagen gekommen. Bin dann immer mit den drei Kollegen gefahren; sie haben mir viel beigebracht. Wir arbeiten heute noch zusammen. Inzwischen bin ich auch Rettungsassistent geworden, dafür stand ich lange auf der Warteliste. 2011 war ich endlich dran mit der berufsbegleitenden Ausbildung. Zwei Tage Schule pro Woche, aber meine Wochenstunden musste ich trotzdem zusammenkriegen. Mit 48 Wochenstunden muss ich auf jeden Fall rechnen. Mein Alltag: Rettungsschichten von sechs bis 18 Uhr, oft auch Überstunden. Aber ich komme abends nach Hause, das ist wichtig für die Familie.

Früh um halb sechs komme ich zur Arbeit, zwischen dreiviertel sechs und sechs übergibt die Nachtschicht das Fahrzeug, wir kontrollieren nach Checkliste, ob alles vollständig ist, meist mit ‘nem Kaffee in der Hand. Dann Frühstück - wenn wir dazu kommen. Die erste von zehn, elf Fahrten am Tag kommt meist vorher, da ist Rush Hour bei uns. Der Pieper am Gürtelclip schlägt Alarm: Sturz, Atemnot, Schlaganfall ... Man unterbricht, was man gerade macht, runter in die Fahrzeughalle. Ausrückzeit: eine Minute! Auf dem Rettungswagen sind wir zu zweit, einer fährt, der andere pflegt. Wir wechseln uns täglich ab, denn es ist extrem anstrengend, zehn Stunden mit Blaulicht zu fahren. Ärgerlich ist, wie oft wir von Leuten gerufen werden, die nicht in Not sind, sondern in Ruhe mal zum Hausarzt gehen könnten. Aber das wissen wir vorher nicht, also fahren wir gefährlich schnell, mit Sondersignal, obwohl es nicht nötig wäre. Trotzdem: Es ist der richtige Beruf für mich. Aber ich wünsche mir bessere Bedingungen. Dafür setzen wir uns ein. Wir wollen einen Tarifvertrag - und endlich so viel verdienen wie sonst beim DRK. Das ist wohl nicht zu viel verlangt! Seit zehn Jahren ist das Gehalt bei uns kaum gestiegen. Unser Motto: "In Zukunft mehr und fair!"

Protokoll: Claudia von Zglinicki

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