Sicherlich ist es positiv, sich in dieser Frage solidarisch zu zeigen. Trotzdem werden meines Erachtens gering qualifizierte Deutsche mit ebenfalls gering qualifizierten Neuankömmlingen um die einfachen und schlecht bezahlten Jobs konkurrieren. Dass dies durchaus im Sinne einzelner "Arbeitgeber" ist, dürfte auf der Hand liegen.

Möglicherweise kommt die Schleifung des Mindestlohns doch noch mal auf die Agenda.

Nämlich dann, wenn zum Beispiel die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände etwas mehr Druck von ihren Mitgliedsunternehmen bekommt. Dieser dürfte dann prompt an die Politik weitergegeben werden.

Oliver Kriebel, per E-Mail


Thema "Büffeln vor der Nachtschicht", ver.di publik 7_2015

In ihrem Artikel bin ich über den Satz gestolpert: "Doch selbst bei einfachen Jobs in Logistik oder Pflege, Produktion oder Reinigung nehmen Dokumentationen zu." Ich habe den Satz auf mich wirken lassen. Mein Beruf ist Krankenschwester, also komme ich aus der Pflege. Seit über 30 Jahren arbeite ich in diesem abwechslungsreichen, verantwortungsvollen Beruf. Ich habe ihn nie als einfach empfunden. Die Berufsausbildung beträgt drei Jahre. In dieser Zeit werden wir in vielen Fächern, beispielsweise Anatomie, Biologie, Innere Medizin für Pflegende unterrichtet. Die Berufsbezeichnung bekommen wir nach einem bestandenen Examen. Wir müssen Pflegekonzepte erarbeiten, Zusammenhänge erkennen und sehr viel dokumentieren. Ich frage sie, passt dieser Satz "selbst bei einfachen Jobs in Logistik und Pflege" auch auf die Pflege?

Isabella G., per E-Mail


Thema "EU greift Tarifautonomie an", ver.di publik 7_2015

Eure Zeitschrift ist große Klasse. Ihr zeigt Mut und Sachverstand. Besonders der Artikel auf Seite 11 unterstreicht die Wichtigkeit, sich zu wehren. Es ist einfach unglaublich, wie weit die Rechte der Arbeitnehmer, die ich lieber Arbeitsleister nennen würde, zurückgedrängt werden. Wie schleichend und auf allen undenkbaren Wegen diese Rückschritte kommen, ist erschreckend und beängstigend. Was mir in meiner Arbeitswelt immer auffällt, ist dagegen die Mentalität mancher meiner Zeitgenossen. Sie werden nicht Mitglied bei ver.di. Sie sagen frech, das, was ihr erreicht, bekommen wir doch auch so. Aber auch Menschen, die Mitglied sind in Gewerkschaften und auch bei Streiks dabei sind, bringen ihre gewonnene Lohnerhöhung dann weiter zu Geschäften der Ausbeutung und der Billiglöhnerei. Warum verändern wir uns als Verbraucher nur so sehr wenig? Wir geben mit unserem Einkaufsverhalten denen Recht, die wir im Arbeitskampf beschneiden. Wann gehen die Leute endlich wieder zum Bäcker nebenan, anstatt wegen des Billigangebots Brot und Brötchen dort zu kaufen, wo nur wenige gute Arbeitsplätze existieren, wo anschließend die viele Luft in den Backwaren in tausenden LKWs umweltschädigend transportiert werden muss? Wer selbst für eine Lohnerhöhung kämpft, muss doch endlich bereit sein, auch für andere Lohnerhöhungen zu zahlen. Welch perfidem Widerspruch unterliegen wir nur in unserem Einkaufsverhalten?

ver.di - danke für eure Unterstützung beim Kampf gegen CETA, TTIP und TISA!

Steffen Neubert, Halle


Thema "Einziger Fehler: Frau", ver.di publik 7_2015

Mit großem Interesse habe ich den Artikel über Paula Thiede gelesen. Darin steht, dass sie in Berlin-Buch beigesetzt wurde. Das ist zwar richtig, aber man würde sie auf dem dortigen Friedhof heute vergeblich suchen, denn sie wurde kurze Zeit später auf den Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde umgebettet, wo sich ihr Grab bis heute befindet. 2005/6 ist durch den "Förderkreis Erinnerungsstätte der deutschen Arbeiterbewegung Berlin-Friedrichsfelde e.V." ihr Grabstein saniert worden und 2007 wurde auf Anregung des Förderkreises und finanziert durch ver.di die verlorene einstige Bronzeplakette nach einer guten Vorlage in moderner Form wiederhergestellt. Interessierte können Paula Thiede also in Friedrichsfelde einen Besuch abstatten und ihre Reverenz für die große Leistung als Gewerkschaftsführerin erweisen. Mehr zu Paula Thiede auf der Internetpräsentation des Förderkreises unter http:// sozialistenfriedhof.de/paula_thiede.html. Es gibt auch einen ausgeschilderten Rundgang auf dem Friedhof, der an Paula Thiedes Grab vorbeiführt. Hier der Link mit dem Wegeplan: http://sozialistenfriedhof.de/rundgang.html

Holger Hübner, per E-Mail

"Einziger Fehler: Frau" lautet der Titel des Artikels über die Gewerkschafterin Paula Thiede. Diese Überschrift passt nicht wirklich zum Inhalt des Textes. Die Gewerkschaftsführerin wurde doch vor allem von Männern gewählt. Obwohl sie eine Frau war? Weil sie eine Frau war? Oder einfach, weil sie eine gute Gewerkschafterin war? Völlig unabhängig davon ist dann aber, dass eine Gewerkschaft nicht alles dulden muss, was ihre gewählten Vorsitzenden so treiben. Siehe Monika Wulff-Matthies 1992. Das hat aber nichts mit Frau-Sein zu tun. Und wenn dann in derselben publik-Ausgabe erneut und wider besseres Wissen der Fake von der angeblichen 22-Prozent-Lohnlücke zwischen Frauen und Männern kolportiert wird, ist das inzwischen mehr als ärgerlich. Ihr seid mehrfach darauf hingewiesen worden, dass diese Zahl nicht stimmt, sondern ein willkürliches Konstrukt ist. Doch mit ihr wird die Solidarität zwischen Frauen und Männern untergraben, wird die Lage von Männern besser gemacht, als sie tatsächlich ist, und sollen Männer so von Lohnforderungen abgehalten werden. Das wiederum dient den Unternehmern bzw. öffentlichen Arbeitgebern. Ärgerlich ist vor allem, dass die begründeten Gegenstimmen inzwischen seit Jahren zensiert und unterdrückt werden. Ihr führt keinen offenen und deshalb auch keinen ehrlichen Diskurs.

Thomas Moser, Berlin


Thema Altersrente "Leistung muss sich wieder lohnen", ver.di publik 8_2015

Dies möchte ich zum Anlass nehmen, um auf massive Benachteiligungen für Beamte bei der Durchführung des Versorgungsausgleiches wegen Scheidung aufmerksam zu machen. Für Bundesbeamte gilt interne Teilung (§ 10 VersAusglG), d.h. bei einem Ruhestandsbeamten werden die Versorgungsbezüge mit Rechtskraft der Scheidung gekürzt. Die meisten Länder, so auch Bayern, praktizieren noch externe Teilung (§ 16 VersAusglG) und die, dem geschiedenen Partner zustehenden Anrechte werden in der Deutschen Rentenversicherung begründet. Aus der DRV erhält man eine abschlagsfreie Rente erst mit Erreichen der Altersgrenze. Erwerbsminderungsrente wird nicht gezahlt, da dem Beamten Pflichtbeitragszeiten fehlen, Rente für langjährig Versicherte oder Schwerbehinderte erhält man nur mit lebenslangem Abschlag. Der Landesbeamte erhält seine Anrechte ungekürzt, der Bundesbeamte muss lebenslang finanzielle Einbußen hinnehmen. Eine weitere massive Benachteiligung tritt ein, wenn der ausgleichpflichtige Landesbeamte stirbt. Das BayBeamtVG sieht, im Gegensatz zum BeamtVG, einen Unterhaltsbeitrag für frühere Ehefrauen nicht vor. Für mich als betroffene Bundesbeamtin bedeutet die momentane gesetzliche Situation, dass ich meinen Lebensunterhalt bis zum Jahr 2021 von meiner Halbtagspension bestreiten muss.

Irene Hemeli, per E-Mail


Thema "Politische Themen", ver.di publik 6_2015

Vor acht Jahren bin ich ver.di beigetreten, da ich davon ausgegangen bin, dass diese Gewerkschaft die Interessen der im öffentlichen Dienst beschäftigten Menschen vertritt, und da ich der Meinung bin, dass ich eine solche Organisation mit meiner Mitgliedschaft und mit meinem Mitgliedsbeitrag unterstützen sollte. Diese Erwartung hat sich bei mir voll und ganz bestätigt. Doch in den letzten Wochen und Monaten greift diese Gewerkschaft - wie andere Gewerkschaften allerdings auch - politische Themen auf, was mich sehr irritiert. So gehört beispielsweise das Thema Reparationen für Griechenland (ver.di publik 6_2015) weder als ein Programmpunkt auf die Bundesjugendkonferenz noch als Beitrag in die Mitgliederzeitung.

Eine Gewerkschaft sollte sich nicht mit politischen Themen, sondern sich weiterhin mit den arbeitsrechtlichen Belangen ihrer Zielgruppe befassen.

Olaf Baalhorn, per E-Mail

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