Hier hat Sigrid die Männer mal im Griff. Der Personalrat des Münchner Abfallwirtschaftsbetriebs: Fritz Gattinger, Sigrid Pickhardt und Georg "Schorsch" Miller (v. li.) sind ein starkes Team

Schon bei der Begrüßung im Personalratsbüro spüre ich: Da sind drei Gesprächspartner, die sich untereinander richtig gut verstehen. Sie frotzeln mit- und übereinander, aber nicht verletzend, sondern liebevoll und wertschätzend. Und dabei lachen sie viel, nicht übereinander, sondern miteinander. Ich bin bei der Münchner Müllabfuhr. Auf meine Frage, ob ihnen die Bezeichnung Abfallwirtschaftsbetrieb (AWM) lieber sei, antworten sie: Müllabfuhr sei für sie sogar ein Kompliment.

Sigrid Pickhardt ist die Vorsitzende des Personalrats. Der Betrieb hat 1.500 Beschäftigte, überwiegend Männer und "nur" 300 Frauen. Auf meine Frage, ob sie denn die Männer im Griff habe, winkt sie ab: "Nein, das würden die doch nie zulassen." Männer und Frauen, Frauen und Männer, das sei für sie ohnehin nicht das Thema. Um im gleichen Atemzug Fritz zu loben. Denn: Der Vorschlag, eigene Umkleidekabinen für die Frauen einzurichten, sei schließlich von ihm gekommen.

Fritz Gattinger, seit Juli 2015 freigestellter Personalrat, war 31 Jahre als Lader tätig. Und er ist stolz auf diesen Beruf. Als Lader musste er pro Tag rund 20 Kilometer laufen, dazu kamen das Tonnenziehen und das Heben.

Georg Miller, der dritte im Bunde, den alle nur als Schorsch kennen, lobt das Vertrauen der drei Freigestellten untereinander. Der Zusammenhalt hier sei schon etwas ganz Besonderes. Das sagt er mit sichtlicher Wehmut. Denn es ist nun seine letzte Amtsperiode im Personalrat. Im Juli 2016 wird er nicht mehr kandidieren - aus Altersgründen. Dass ihm der Abschied schwer fallen wird, ist ihm in diesem Moment deutlich anzumerken.

Ladedienst ist wie Marathontraining

Im Ladedienst der städtischen Müllabfuhr arbeiten inzwischen sechs Frauen. Ich frage etwas naiv, ob die das denn körperlich schaffen. Die Antwort kommt in Form einer Gegenfrage: "Wie schaffen das die Krankenschwestern in einer Klinik?" Beschämt muss ich feststellen, dass meine Frage etwas daneben war. Männer, die im Ladedienst neu anfangen, bräuchten vier Wochen, bis sie an die harte körperliche Arbeit gewöhnt seien. Das sei wie ein Marathontraining. Die Kolleginnen hätten auch nicht länger gebraucht.

Bei einem anderen Thema werden alle drei dann eher nachdenklich. Früher hätten bei der Müllabfuhr auch Leute aus schwierigen persönlichen Lebensverhältnissen einen Job gefunden. Das sei aber leider vorbei. Es gibt heute deutlich mehr Bewerbungen als offene Stellen, sogar Anfragen, ohne dass eine Ausschreibung stattgefunden hat. Viele, die aufgrund ihrer familiären Verhältnisse dringend einen Job bräuchten, fallen durch den Rost. "Das tut mir in der Seele weh, wenn ich das in Bewerbungsgesprächen miterleben muss", sagt Schorsch.

Spontan verabreden die drei Personalräte, eine politische Initiative zu starten. Die Stadt München müsse als sozialer Arbeitgeber handeln, sie trage schließlich Verantwortung für die gesamte Stadtgemeinschaft. Der Abfallwirtschaftsbetrieb solle über Bedarf einstellen. Und zwar vor allem junge Leute aus problematischen Verhältnissen. Die Stadt müsse diese dann mit Integrationsmaßnahmen begleiten.

Teamarbeit als Erfolgsrezept

"Unser Erfolgsrezept ist die Teamarbeit. Teamarbeit unter uns freigestellten Personalräten, Teamarbeit im Personalratsgremium, Teamarbeit mit der Jugend- und Auszubildendenvertretung, Teamarbeit mit unserer Gewerkschaft ver.di und Teamarbeit mit unserem Gewerkschaftssekretär", so lautet das gemeinsame Fazit von Sigrid, Schorsch und Fritz. Auch in dieser Hinsicht sind die drei ein wirkliches Dreamteam. Kaum vorstellbar, dass damit im Juli Schluss sein soll. (Schorsch, bist Du wirklich schon in einem Alter, in dem Du in diesem Jahr noch in Rente gehen kannst? Ich will es einfach nicht glauben!)