DGB-Index zeigt Ursachen für schlechte Arbeit

Von Marion Lühring

Ein Hauptanliegen von ver.di ist es, in allen Branchen gute Arbeit zu schaffen. Ein Blick in die aktuellen, branchenübergreifenden Befragungsergebnisse des DGB-Index Gute Arbeit zeigt jedoch, viel zu viele Menschen arbeiten am Anschlag und bewegen sich mit Volldampf auf den gesundheitlichen Kollaps zu. Doch was ist eigentlich gute Arbeit?

"Das entscheiden am besten die Beschäftigten selbst. Sie sind die Expertinnen und Experten für ihre Arbeitssituation, deshalb werden sie gefragt", sagt der Leiter des ver.di-Bereichs Innovation und Gute Arbeit, Karl-Heinz Brandl. ver.di kümmere sich dann gemeinsam mit den Beschäftigten darum, dass die Arbeitsbedingungen besser werden. Für 2015 hat der aktuelle Report den Schwerpunkt auf die Arbeitshetze gelegt. Ein wesentlicher Faktor, denn insgesamt 52 Prozent aller Befragten sind davon betroffen.

Zwei von drei Beschäftigten im Gesundheitswesen, 66 Prozent, fühlen sich sehr häufig oder häufig gehetzt. Im Sozialwesen, wo ver.di im zurückliegenden Jahr für die Aufwertung gekämpft hat, betrifft dies 49 Prozent und in der öffentlichen Verwaltung 55 Prozent. "Dass eine unzureichende Personalausstattung in vielen Fällen die Ursache ist, liegt auf der Hand", sagt Brandl. In den Dienstleistungsberufen seien es bis zu 70 Prozent der Befragten, die über zu wenig Personal klagen. Allein in den Krankenhäusern fehlen über 160.000 Arbeitsplätze, wie ein bundesweiter Krankenhauscheck von ver.di ergeben hat. Zeitdruck aufgrund von zu wenig Personal empfinden im Sozialwesen 69 Prozent der Befragten, im Gesundheitswesen, 66 Prozent, in der öffentlichen Verwaltung, 66 Prozent, und im Handel, 61 Prozent.

Es geht um Mitgestaltung

Um den Druck zu kompensieren, arbeiten die Betroffenen an mehreren Vorgängen und Projekten gleichzeitig. Darüber klagen in der Informations- und Kommunikationsbranche inzwischen vier von fünf Beschäftigten, 80 Prozent, in der öffentlichen Verwaltung fast genauso viele, 78 Prozent, im Gesundheitswesen 64 Prozent und im Sozialwesen 59 Prozent.

"Multitasking, zu wenig Personal und ungeplante Zusatzaufgaben, das sind die Ursachen für steigende Arbeitsintensität", sagt Karl-Heinz Brandl. "Erschwerend kommt hinzu, dass die Arbeitshetze umso größer ist, je schlechter die Arbeitsbedingungen sind. Umso eher werden dann auch die Arbeitspausen verkürzt, und umso höher ist der Anteil der Beschäftigten, der sogar krank zur Arbeit geht." Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische Störungen nehmen zwangsläufig zu, denn der Druck macht krank.

Es gibt aber auch Mittel und Wege die Arbeitshetze zu bekämpfen. Zum Beispiel mit guten Rahmenbedingungen. Tarifverträge beispielsweise geben den Beschäftigten Schutz und Sicherheit." (Mehr zum Thema Tarifpolitik und gute Arbeit auf Seite 5). Auch auf der betrieblichen Ebene gibt es Lösungen, unter anderem mit Hilfe von Gefährdungsbeurteilungen, die auch die psychischen Belastungen mit berücksichtigen, so, wie es gesetzlich vorgeschrieben ist.

Seit zehn Jahren setzt sich nunmehr die ver.di-Initiative Gute Arbeit für gute Arbeitsbedingungen ein, hilft bei betrieblichen Lösungen, stellt Broschüren bereit, organisiert Workshops und Betriebsbefragungen. "Gute Arbeit ist ein kontinuierlicher Prozess. Es geht um Mitgestaltung und Nachhaltigkeit", sagt Brandl.

Weitere Informationen: www.innovation-gute-arbeit.de