Dank Ralf Sander neu bei Primark - ein Tarifvertrag

Ralf Sander

Das macht Ralf Sander so schnell keiner nach: Der 41-jährige Betriebsratsvorsitzende von Primark Hannover hat es in knapp zwei Jahren geschafft, die Zahl der ver.di-Mitglieder beim Textildiscounter von unter zehn auf derzeit 268 zu steigern. "Bei uns sind jetzt etwa 65 Prozent der Kollegen organisiert", sagt er stolz. Genauso selbstbewusst kann der gelernte Bäcker darauf hinweisen, dass er maßgeblich dazu beigetragen hat, in nur acht Monaten einen Tarifvertrag für alle deutschen Primark-Filialen erkämpft zu haben: "Von neun Streiktagen haben allein sieben in Hannover stattgefunden."

Verkaufsoffene Sonntage waren der Auslöser für den Konflikt. Nach dem Motto "Sonntagsarbeit ist freiwillig, aber alle müssen ran" sei viel Druck entfaltet worden, erzählt der Gewerkschafter. Hinzu kam, das die Textilkette mit Hauptsitz in Irland nur 25 Prozent Zuschlag zahlte statt nach Tarif 100 Prozent. Als sich der Streit zuspitzte, nahm Sander Kontakt zu ver.di auf. Der gebürtige Sachse, der bei Primark als Supervisor im Lager arbeitet, machte sich gemeinsam mit anderen Kolleg/innen für einen betriebliche Interessenvertretung stark.

Im größten deutschen Primark-Store mit aktuell rund 420 Beschäftigten wurden ein Wahlvorstand installiert und am 1. März 2014 ein Betriebsrat gewählt. Dem elfköpfigen Gremium gehören zehn ver.di-Mitglieder an, Vorsitzender Ralf Sander und sein Vize Thomas Diederich sind von ihrer Tätigkeit im Store zugunsten der Betriebsratsarbeit freigesellt. "Ein Betriebsrat ist nur so stark wie die Belegschaft, die hinter ihm steht. Und bei uns stehen alle voll hinter unserer Arbeit", sagt Sander, der seit 14 Jahren ver.di-Mitglied ist. Für die Beschäftigten hat sich der "Einsatz an vorderster Front" ausgezahlt: Nach Tarif erhalten sie jetzt statt 9,90 Euro zwischen 12 und 13 Euro Stundenlohn sowie eine Woche mehr Urlaub. Außerdem haben sie Anspruch auf Weihnachts- und Urlaubsgeld.

Bei Primark sei durch den schnellen Warenumschlag die Arbeitsbelastung so hoch, dass 17 Beschäftigte ständig von 22 bis 6 Uhr in Nachtschichten arbeiten. "Die Ware kann nicht mal auslüften, weil sie nach wenigen Stunden ausverkauft ist", sagt Sander. Daher habe der Betriebsrat sich jetzt den Gesundheits- und Arbeitsschutz vorgenommen. Er selbst möchte sich in der ver.di-Fachgruppe Einzelhandel auch um den Schwerunkt "Textilherstellung" kümmern. Doch für Parterin, sein Hobby, die elektronische Musik, und Katze "Ulle" müsse auch noch Zeit bleiben.