"München ist BUNT" in Aktion. Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (3. v. l.) ist dabei

München - München ist bekannt in der Welt. Das liegt vor allem daran, dass hier jedes Jahr das größte Volksfest der Welt stattfindet: das Oktoberfest. Die Bilder vom traditionellen Anstich des ersten Bierfasses durch den Oberbürgermeister der Stadt und von prall gefüllten Bierzelten gehen alle Jahre wieder um die Welt.

Letzten Herbst schaute die Welt auch auf die Stadt - aber aus einem anderen Grund. Zu sehen waren die Ankunft von tausenden Flüchtlingen am Münchner Hauptbahnhof und ein Empfangskomitee von Einheimischen, das die fremden Menschen herzlich begrüßte. Hunderte von ehrenamtlichen Helfern waren da, um den Ansturm bewältigen zu können. Die Hilfsbereitschaft war beeindruckend. Und nicht nur viele Münchnerinnen und Münchner waren stolz auf sich und ihre Stadt.

Heile Welt also?

"Refugees welcome" - klatschende und winkende Menschen, Kinder, die ankommenden jüngeren Flüchtlingen ihre Kuscheltiere überreichen, Münchner, die benötigte Lebensmittel vorbeifahren. Sehr schöne, herzliche Bilder. Heile Welt also?

Natürlich nicht. Es gibt auch andere Bilder aus München. Nicht nur in Dresden und Leipzig, auch in München finden jeden Montag Kundgebungen des hiesigen Pegida-Ablegers statt. Die Parolen sind die gleichen und genauso radikal. Gehetzt wird gegen Migrantinnen und Migranten - und geschürt wird die Angst.

Micky Wenngatz

Micky Wenngatz ist eine von denen, die dagegenhalten. Sie ist die Vorsitzende des Vereins "München ist BUNT". Immer wieder ruft die Organisation zu Gegendemonstrationen auf. "Wir dürfen denen nicht die Straße überlassen. Wir zeigen das bessere München, das für ein friedliches Zusammenleben steht."

Ein besonderes Anliegen ist Micky Wenngatz der Kampf gegen den Rechtsextremismus und für Demokratie und Toleranz. Sie engagiert sich seit ihrer Jugend politisch, sitzt im Vorstand der Münchner SPD und ist stellvertretende Vorsitzende des Bezirksausschusses Fürstenried. Zur Gewerkschaft musste sie niemand rufen; sie trat bereits als Studentin ein.

In Fürstenried wurde 2010 auch der Verein "München ist BUNT" gegründet. Auslöser war ein angekündigter Neonazi-Aufmarsch, der mit Hilfe von 4.500 Münchnerinnen und Münchnern gestoppt werden konnte. Noch heute ist für Micky Wenngatz beeindruckend, "dass die Gegenwehr aus der Mitte der Gesellschaft kam und ganz bewusst keine parteipolitische Inszenierung war". Möglichst breite Bevölkerungsschichten anzusprechen - dieses Anliegen führte zur Gründung des Vereins.

Ein Lichtblick

Der dafür gefundene Name "München ist BUNT" passt wunderbar. Anspruch ist es, sich gegen Rassismus und Menschenverachtung sowie für eine demokratische und tolerante Stadtgesellschaft einzusetzen. "Wir glauben, dass man gegen Rechtsextremismus am wirksamsten mit Initiativen und Projekten vor Ort angehen kann. Deswegen arbeitet der Verein mit lokalen politischen Institutionen, etwa den Stadtteilparlamenten, also den Bezirksausschüssen, und anderen zivilgesellschaftlichen Initiativen zusammen."

Für das friedliche Zusammenleben von Einheimischen, Zugewanderten und Flüchtlingen hat sich der Verein durch Mitgliedsbeiträge und Spenden finanziert, schon vieles geleistet. 2013 ist er dafür mit dem Förderpreis "Münchner Lichtblicke" des Ausländerbeirates der Landeshauptstadt ausgezeichnet worden.

Auch in Zukunft dürfe das Engagement nicht nachlassen: "Fast jeden zweiten Tag gibt es Anschläge auf Flüchtlingsheime", sagt Micky Wenngatz. "Rassismus und Fremdenfeindlichkeit dringen in die Gesellschaft ein. Da bleiben wir wachsam. Wir stehen für eine Politik, die Ängste abbaut und nicht schürt."

Ernst Edhofer