Der Heilige Paulus und nach ihm Lenin und nach Lenin Franz Müntefering stellten fest: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. Bleibt die Frage: Wer arbeitet, darf der sich auch erleichtern? Immer wieder wird versucht, Frequenz und Dauer der Toilettenpausen zu regulieren. Für ein paar Minuten mehr mussten in letzter Zeit Textilarbeiterinnen in Bangladesch sowie Industriearbeiter in China lange Arbeitskämpfe durchfechten. In Deutschland darf im Prinzip der Gang zum Klosett weder reglementiert noch kontrolliert werden. 2010 entschied das Arbeitsgericht Köln, dass einem Mitarbeiter, der binnen drei Wochen 384 Minuten auf dem stillen Örtchen verbrachte, der Lohn nicht gekürzt werden dürfe. Und doch ist es nicht für alle leicht möglich, ihre Notdurft zu verrichten. Häufig müssen Supermarkt-Verkäuferinnen lange auf ihre Ablösung warten, um schließlich auch noch einen langen Weg bis zum Abort zu schaffen. Im Freizeitpark "Phantasialand" zu Brühl erklärte ein Vorgesetzter dem undercover tätigen Recherche-Team von Günter Wallraff: "Sie haben eine Mittagspause und eine Toilettenpause. Dazwischen heißt es eigentlich Beine zusammenkneifen." Jetzt hat die US-Geflügelindustrie eine innovative Lösung gefunden: Laut der Menschenrechtsorganisation Oxfam ist dort einer überwältigenden Mehrheit der Fließbandarbeiter und -arbeiterinnen gar keine Pause mehr erlaubt. Stattdessen tragen sie bei der Arbeit Windeln. Guillaume Paoli