"Wir hatten nicht vor zu streiken, wir wollten einfach ein bisschen mehr Menschlichkeit im Unternehmen", zitiert rp-online, die Internetseite der Rheinischen Post, eine Beschäftigte von "Bagel direkt". Der Arbeitgeber sah das ganz anders: Als ein Betriebsrat gegründet werden sollte, entließ er kurzerhand die komplette Belegschaft. Laut Medienberichten vermutete die Geschäftsleitung, die geplante Betriebsratsgründung sei nur der erste Schritt. Vielmehr sei ein "Erzwingungsstreik zur Durchsetzung eines Tarifvertrags mit einer für uns nicht bezahlbaren Kostenstruktur" die eigentliche Absicht. Entlassen wurden 43 Festangestellte, auch der Vertrag mit der Zeitarbeitsfirma Pekon wurde gekündigt. Dort hatte das Unternehmen rund 130 Beschäftigte entliehen.

Unmittelbar nachdem die Kündigungen ausgesprochen waren, bot Udo Bogner, der Geschäftsführer des Unternehmens, einigen von ihnen an, im Rahmen eines Werkvertrags weiterzuarbeiten. Als Werkvertragsnehmer wären sie nicht wahlberechtigt, falls es doch noch zu einer Betriebsratsgründung kommt.

"Bagel direkt" ist ein Unternehmen der TSB-Gruppe. Werbebeilagen, die von Bagel direkt verpackt und verarbeitet werden, druckt unmittelbar neben dem Werksgelände TSB (Tiefdruck Schwann Bagel). Bei TSB gibt es einen Betriebsrat, das Unternehmen zahlt nach Tarifvertrag. Davon können die Beschäftigten von "Bagel direkt" nur träumen. Sie arbeiten für den Mindestlohn in einer Werkhalle, die im Winter bitterkalt und im Sommer brütend heiß ist. Silke Leuckfeld