99 Beschäftigten bei XXXL-Mann Mobilia in Mannheim war im Februar der Zugang zum Arbeitsplatz verwehrt worden. Mit Hilfe von Wachleuten. Ohne Vorwarnung. Ohne Kündigungsschreiben. 13 weitere Beschäftigte waren in Wiesbaden entlassen worden. Die plötzliche und rigorose "Freisetzung" kostet den Möbelhändler jetzt rund vier Millionen Euro. Betriebsrat und Unternehmen einigten sich Ende März vor Gericht, inzwischen liegen die Zahlen vor. Rund zwei Millionen Euro fließen in die bereits geleisteten und noch ausstehenden Gehaltszahlungen. 1,8 Millionen gehen laut Sozialplan an insgesamt 73 der "freigestellten" Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die keine neue Arbeit im Unternehmen erhalten. 32 der im Februar Freigestellten werden in einer neuen Firma mit Sitz im Verkaufshaus Mannheim weiterbeschäftigt. Die übrigen sieben Arbeitskräfte sind ausgeschieden, weil der Arbeitsvertrag auslief. Außerdem gibt es einen Fonds für soziale Härtefälle in Höhe von 200.000 Euro, über den der Betriebsrat entscheiden wird.

ver.di begrüßt, dass es zu einem anständigen Sozialplan mit Sozialfonds bei den Verhandlungen gekommen ist: "Ohne die große Solidarität in der Region wäre dieses Ergebnis vermutlich nicht zustande gekommen."

"Für XXXL-Verhältnisse ist dieser Sozialplan Spitzenklasse", kommentiert der für Handel zuständige Gewerkschaftssekretär Stephan Weis-Will von ver.di Rhein-Neckar den Ausgang des Konflikts. Aus der Region waren rund 40.000 Protestpostkarten an die Geschäftsleitung von XXXL nach Würzburg geschickt worden. Weis-Will bedauert, dass 73 Betroffene kein neues Arbeitsplatzangebot bekommen haben. "Wir hätten uns vom Konzern mehr Arbeitsplätze für die freigestellten Beschäftigten gewünscht", sagt er.

Kritische Draufsicht

Nach dem XXXL-Skandal in Mannheim werde die Gewerkschaft den Konzern weiter kritisch beobachten und ihre Mitglieder beraten und unterstützen, kündigte Weis-Will an. Die kritische Draufsicht ist begründet, denn die skandalöse "Freistellung" in Mannheim ist nicht die erste bei dem Möbelkonzern. Bereits im Oktober 2013 hatte das Unternehmen XXXLutz in München eine Filiale auf der Theresienhöhe von heute auf morgen geschlossen und 160 Mitarbeiter/innen vor die Tür gesetzt. Marion Lühring