Die Handlungsweise der öffentlichen Arbeitgeber bei Bund, Ländern und Kommunen ist schon seit Jahren einfach skandalös! Innenminister de Maiziere scheint die Arbeit und Leistungen von Beamten und Angestellten nicht mehr genug wertzuschätzen, denn sonst hätte man bei den Tarifverhandlungen nicht ein derart provokatives Lohnangebot vorgelegt. Noch schlimmer sind die Verhältnisse für die Beamten, die in Berliner Behörden tätig sind. Sie dürfen nicht nur noch mehr arbeiten, weil der Senat mit seinem unsinnigen Sparkurs seit Jahren immer mehr Stellen abgebaut hat, nein, sie kriegen auch noch bis zu zehn Prozent weniger Besoldung als ihre Kolleg/innen in anderen Bundesländern! Zwar gewährt der Berliner Senat in seiner unendlichen Güte nun eine jährliche Besoldungsanpassung von drei Prozent, doch die wird ja durch die jährlichen Tarifverhandlungen im übrigen Bundesgebiet gleich wieder getilgt. Fazit: Wer in Berlin als Beamter seine Besoldung bezieht, wird wohl nie eine gerechte Bezahlung auf dem durchschittlichen Bundesniveau erhalten!

Thomas Henschke, Berlin

Egal, welche Ergebnisse die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst am Ende hervorbringen, enttäuschend ist, dass ver.di sich wieder nicht dazu durchringen konnte, die prozentuale Erhöhung der Bezüge und Gehälter mit einer Forderung nach einer Mindesthöhe für die Bezieher niedrigerer Einkommen zu verbinden. Wenn wir darauf warten, dass die Reichen und Super-Reichen von ihren hemmungslos zusammengerafften Pfründen den ärmeren Teilen der Bevölkerung was abgeben - da können wir lange warten. Aber dass die Gewerkschaften seit Jahrzehnten fast nur prozentuale Lohnerhöhungen fordern und damit aktiv dazu beitragen, dass die Lücke zwischen arm und reich immer größer wird, das sollte nicht nur den politisch Verantwortlichen, sondern auch den Chefs der Einzelgewerkschaften und vor allem Herrn Bsirske zu denken geben.

Georg Kaiser, Röchtenau


Thema Geschichte "Und sie organisierten sich doch", ver.di publik 3_2016

Der Kampf der Heinze-Frauen war ein Meilenstein in dem Konflikt um die Lohndiskriminierung von Frauen. Ihre Kampagnenfähigkeit bewies die IG Druck und Papier, weil sich die gesamte Organisation zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen im Betrieb für die Durchsetzung der Forderungen engagierte. Gisela Kessler - zur damaligen Zeit zuständig für die Frauenpolitik - lebte den Grundsatz, dass gewerkschaftliche Interessenvertretung auf Solidarität beruhe, sowie einer Gewerkschaft, die sich vorrangig als Kampf- und Widerstandsorganisation verstehe. Entscheidend war das Verständnis von einer Gewerkschaft, die sich für alle Mitgliedergruppen einsetze und damit allen Spaltungs- und Entsolidarisierungsprozessen entgegentrete. Während des dreijährigen Kampfes erfuhren die Heinze-Frauen viel Solidarität von den anderen Einzelgewerkschaften, dem DGB und einer breiten Öffentlichkeit. Sie sammelten 90.000 Unterschriften (damals ohne Internet), sie organisierten eine bundesweite Solidaritätsveranstaltung am 6. September 1981 in Kassel, sie dichteten immer neue Strophen zu ihrem Solidaritätslied Keiner schiebt uns weg, es erschien 1980 eine Dokumentation im Rowohlt Verlag Wir wollen gleiche Löhne, das Mobile Rhein-Main-Theater entwickelte das Theaterstück Frauen sind keine Heinzelmänner für die Ruhrfestspiele 1980 und in der Brigitte-Umfrage zur Frau des Jahres nannten Annemarie Renger und Willy Brandt die Heinze-Frauen. Von den Heinze-Frauen können wir auch heute noch viel lernen. Es folgten eine Reihe weiterer Prozesse. Gegenwärtig - 35 Jahre später - konstatiert das Statistische Bundesamt in Wiesbaden noch immer eine durchschnittliche Lohndifferenz von 22 Prozent zwischen den Geschlechtern. Es gibt immer noch viel zu tun.

Ursula Schumm-Garling, per E-Mail


Thema "Die Natur produziert keinen Müll", ver.di publik 3_2016

Annette Jensen ist es in diesem Artikel fabelhaft gelungen, die Kritik am Wachstumsmodell unseres Wirtschaftssystems mit konkreten Beispielen zu verknüpfen und damit auch für Menschen einsehbar zu machen, die "technischem Fortschritt" ungebrochen positiv gegenüberstehen. Zugleich weist sie auf Handlungsoptionen hin, die schon überall von Menschen umgesetzt werden und für viele machbar sind. Das macht Mut: Weiter so!

Christine Höbermann, Hannover

Ich finde es großartig, dass Ihr Euch auch mit Visionen beschäftigt, die sich mit dem praktischen Leben von morgen beschäftigen. Es ist gut, Möglichkeiten zu entwickeln, die heute positive Veränderung schaffen und konkret sind. Bitte publiziert mehr von solchen spannenden Artikeln, die einen über den Tellerrand hinausblicken lassen und einen selber auf (neue) Ideen bringen. Das schürt zudem den Optimismus.

Verena de Wyl, Hamburg


Sprache in ver.di publik

Was ist "Friseur(nur 1 Friseur?)/innen? Stellen Sie die Männer herabsetzenden Schreibweisen ein. Try to learn some real German.

Reinhard Hedden, per E-mail


Thema "Altersteilzeit", ver.di publik

Ich finde es ungerecht, dass Mitarbeiter von großen Firmen die Möglichkeit haben, Altersteilzeit zu beantragen. Die Beamten gehen sowieso schon vor dem 60.Lebensjahr in Pension. Wir in der Pflege haben keine Chance, da unsere Arbeitgeber sich das nicht leisten können. Wir arbeiten in Schichten, machen Dienst an allen Wochenenden, Tag und Nacht und arbeiten selbstverständlich auch an allen Feiertagen. Die Energie, die mittlerweile dazu benötigt wird, ist bei älteren Mitarbeitern längst aufgebraucht, der Rücken ruiniert, der Blutdruck hoch, die Nerven blank. Der Pflegenotstand trägt seinen Teil dazu bei. Wie wäre es, wenn alle gleich behandelt werden würden? Das Rentenalter anzuheben und dies mit höherer Lebenserwartung zu begründen, ist wohl die größte Frechheit. Ich bin schon lange Mitglied und wäre dankbar, wenn sich ver.di für die Altersteilzeit in der Pflege einsetzen würde.

Helga Poelsterl, Krankenschwester seit 36 Jahren (2 Kinder)


Thema "Ein Tarifabschluss ist bitter nötig", ver.di publik 3_2016

Es ist ein Umdenken erforderlich, wir sollten zwei Schritte zurückgehen, um einen Sprung nach vorne zu machen. Viel mehr Investitionen in den Kliniken, der technische Fortschritt muss sichergestellt werden, die Gebäude müssen wirtschaftlich durch Förderprogramme erhalten und erneuert werden, aber vor allem muss viel Geld in das Pflegepersonal gesteckt werden. Wir brauchen diese Menschen, die nicht wegen der super Bezahlung, sondern wegen ihrer Berufung, kranken und alten Menschen zu helfen und sie zu pflegen, jeden Tag auf die Arbeit gehen. Aktuell sind wir in der glücklichen Lage, dass die Steuereinnahmen sprudeln, Wirtschaftswachstum ist vorhanden. Wenn nicht jetzt richtig Geld in die Gesundheit fließt, wann dann?

Tino Goltz, Rot am See


Meldung "57 Prozent Differenz", ver.di publik 3_2016

"Frauen bekommen durchschnittlich 22 Prozent weniger Gehalt als Männer". Liebe Kolleg/innen, warum seid Ihr eigentlich derart fortgesetzt faktenresistent? Oder geht es Euch darum, den Eindruck zu erwecken, Männer hätten keine Probleme?

Thomas Moser, per E-Mail


Kommentar "Das ist zynisch, ja asozial", ver.di publk 3_2016

Die von Maria Kniesburges aufgestellte Forderung nach einer radikalen Umkehr in der Rentenpolitik kann nicht nachhaltig genug befürwortet werden. Letztendlich hat sich angesichts der aktuellen nationalen und internationalen Wirtschafts- und Finanzpolitik gezeigt, dass nur eine gesetzliche Rentenversicherung die Sicherung bei Invalidität und im Alter gewährleisten kann, auf die die Betroffenen mit Recht Anspruch an Staat und Gesellschaft erheben.

Radikale Umkehr bedeutet, zu den Wurzeln der Renten-, Kranken- und Unfallversicherung zurückzukehren. Sie wurden einst geschaffen, um als Solidareinrichtungen die in abhängiger Arbeit stehenden Menschen vor den Risiken der Wechselfälle des Lebens abzusichern. Eine wirksame Reform muss deshalb im Sinne von Solidarität alle Bürgerinnen und Bürger einbeziehen - ohne Rücksicht auf ihren Beschäftigtenstatus. Dazu gehört, dass jedes Bruttoeinkommen in gleicher Weise belastet wird und man auf die sogenannten Beitragsbemessungsgrenzen verzichtet. Und zum Bruttoeinkommen gehören auch Kapitalerträge jedweder Art. Die sinnvolle Beitragsparität in der Kranken- und Rentenversicherung ist wieder herzustellen bzw. beizubehalten. Nur solche Bedingungen können den Anspruch des Begriffs Solidarität geltend machen.

Leider führen die Bedingungen in vielen Bereichen der Arbeitswelt noch immer zu einer beachtlichen Frühberentungsquote. Sie führt zu einem Berentungsdurchschnittsalter von 61,8 Jahren. Adolf Bauer, Präsident des Sozialverbandes Deutschland, spricht von bis zu 60.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die vorgezogene Rentenleistungen in Anspruch nehmen müssen, weil sie den Folgen aus den Belastungen in der Arbeitswelt krankheitsbedingt nicht mehr gewachsen sind. Hier sind die Unternehmen mit ihrer organisatorischen Souveränität in der Pflicht und könnten einiges mehr tun als bislang. Das würde die finanzielle Situation der gesetzlichen Rentenversicherung nicht unwesentlich verbessern.

Waldemar Hirsch, per Email

Meine Meinung dazu ist, dass von einer prozentualen Rentenerhöhung nur die Empfänger hoher Renten profitieren. Ich würde es als gerecht ansehen, wenn jede/r Renter/in bei einer Erhöhung den gleichen Betrag erhält. Mich würde die Meinung anderer Leser/innen interessieren.

Ursula Weber, Hörlitz, 91 Jahre, 50 Jahre in der Gewerkschaft. Meine eigene Rente reicht mir.

Mit der Agenda 2010, den einseitig wirtschaftsfreundlichen Hartz-Gesetzen, der Rente mit 67 und dem stufenweise sinkenden Niveau der gesetzlichen Rente verriet die SPD ihren sozialdemokratischen Kern und ihre lange Partei-Tradition radikal und unumkehrbar. Die damit verbundene, nachhaltig tiefe Irritation hat der deutsche Wähler bis heute nicht vergessen, wie alle Umfragen seitdem zeigten. Lafontaine wollte damals zweifellos seine Partei davor bewahren. Wofür steht die deutsche Sozialdemokratie nach diesem fundamentalen Verrat ihrer Klientel denn jetzt noch? Für beliebiges, unvorhersehbares Reagieren auf die konkrete, aktuelle Situation, streng orientiert an der Staatsräson? Schmidt hat damit begonnen, Schröder hat es ausgelebt und überzogen. Was u.a. auch einen tiefen Bruch mit den Gewerkschaften bedeutete. Letztlich aber können staatstragendes, wirtschaftsfreundliches Handeln - zu Lasten der Werktätigen - andere besser. Das machte die SPD in diesem Kontext entbehrlich.

Und soziale Gerechtigkeit, Mindestlohn, wieder ansteigende Reallöhne - das können wieder andere besser als die SPD. So schwindet ihr Wähler-Potenzial zwischen diesen gegensätzlichen Polen dahin. Bundesweit kommt die Traditionspartei seit dem verheerenden Agenda-Schock nicht mehr über 30 Prozent der Wählerstimmen. Bereits in mehreren Bundesländern kreuzt inzwischen nur noch jeder zehnte Wähler die Sozialdemokraten an. Kluge Analysten der Szene, wie der politische Kabarettist Volker Pispers, haben das von Anfang an prophezeit: Die Agenda 2010 bedeutet für die SPD in letzter Konsequenz den Absturz in die politische Bedeutungslosigkeit. Aktuell - d.h. nach den Landtagswahlen vom März 2016 - stehen wir unmittelbar vor der Vollendung von Schröders Agenda.

Dr. Bernd-R.Paulke, Potsdam


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