Zeit ist reif für neue Arbeitszeitmodelle

Aktiv in ver.di

Für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, vor allem aber für neue Arbeitszeitmodelle engagiert sich Elke Kasten-Heitmann. Die 55-Jährige arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Ergotherapeutin bei der Psychiatrie Wunstorf GmbH, die wiederum Teil des Klinikums Region Hannover (KRH) ist. Für ver.di ist sie im Bundes- und im Landesbezirksfrauenrat aktiv. Der Meinungsaustausch ist ihr wichtig: "Wir müssen angesichts der Digitalisierung neue Arbeitszeitideen verfolgen", sagt sie. Die Zeit sei reif für kurze Vollzeitarbeit bei vollem Lohnausgleich.

Wer weniger arbeite, sei leistungsfähiger und motivierter. Außerdem werde die Arbeit auf mehr Köpfe verteilt. "Gerade im Pflegebereich gibt es zunehmend weniger Vollzeitstellen, weil die Arbeit nicht nur körperlich belastet", sagt die ver.di-Frau. Auch im Kita-Bereich werde überwiegend Teilzeit gearbeitet. "Wir müssen an diesem Punkt Druck machen und mehr Anerkennung für gute Arbeit in sozialen Bereichen durchsetzen."

Für den Wunsch nach mehr Flexibilität während privater Pflege- und Familienzeiten hat Elke Kasten-Heitmann großes Verständnis, denn sie war selbst lange allein bei der Erziehung ihrer beiden heute erwachsenen Töchter. "Inzwischen habe ich drei Enkel", berichtet sie. Nach Kinderzeit und Orientierungsphase begann sie 1993 mit der Umschulung zur Ergotherapeutin. "Der Umgang mit Menschen hat mich gereizt." Ihren Beruf liebt sie bis heute. Nach zwei Praktika im früheren Landeskrankenhaus Wunstorf blieb sie der Klinik mit 579 Betten und 5.500 Patient/innen im Jahr bis heute treu.

Alle Formen psychischer Erkrankungen werden in Wunstorf behandelt. Elke Kasten-Heitmanns Schwerpunkt liegt in der Arbeitstherapie. "Für unsere Patienten ist Arbeit sehr bedeutsam", sagt sie. "Wir helfen Menschen mit Depressionen, Suchterkrankungen oder nach Suizidversuchen, wieder fit für das Leben und den Beruf zu werden." Ihr Team im Bereich Arbeitsdiagnostik besteht nur aus fünf Kolleg/innen, im gesamten Ergotherapie-Bereich sind es 30. "Bei Ausfällen durch Krankheit wird es eng." Dann entstehen Wartezeiten. Doch sei der Anfall von Überstunden mit dem in Klinken der Regelversorgung nicht vergleichbar. Im KRH- Verbund mit zehn Häusern und 2.250 Vollzeitstellen sind laut ver.di rund 89.000 Überstunden notiert.

An Protesten und Aktionen, zum Beispiel gegen den Überstundenberg, beteiligen sich stets auch die ver.di-Kolleg/innen aus Wunstorf. "Wir haben einen Organisationsgrad von mehr als 30 Prozent und konnten bei den letzten Warnstreiks etliche junge Kolleginnen und Kollegen für ver.di begeistern." Neben ihrem Engagement im ver.di-Fachbereich Gesundheit ist Elke Kasten-Heitmann zudem als Betriebsrätin ohne Freistellung aktiv. Privat liebt sie die wöchentlichen Kinobesuche und ihren Kater Greebo.