Um die Mitgliederwerbung auszuweiten und Erfahrungswissen auszutauschen, hat ver.di im September rund 100 Werber/innen zu einer Tagung unter dem Titel "Fokus Mitglied 3.0 - Stärker werden mit System!" eingeladen. "Ich werbe Mitglieder, seit ich selbst Mitglied bin", sagte Karola Güth, eine der Teilnehmenden. "Wir brauchen eine starke Gewerkschaft und viele Mitglieder, damit auch unsere Kinder und Enkel noch in einer lebenswerten Gesellschaft ohne Ellenbogen leben können", ist ihr stärkstes Argument.

Neu ist das Konzept der Dialogwerbung, mit dem ver.di 2015 begonnen hat. Die extra ausgebildeten Dialoger bringen an Straßenständen Gewerkschaft näher und stoßen dabei auf positive Resonanz. Das will ver.di auch weiterhin nutzen. "Viele Menschen würden zwar in die Gewerkschaft eintreten, doch bislang hat sie noch niemand gefragt", weiß Sigrid Dahm, Bereichsleiterin Mitgliederentwicklung.

Die Straßenwerbung ist daher einer von mehreren Wegen, die ver.di ausbaut, um Mitglieder zu werben. Ein weiterer ist das Gewinnen von Mitgliedern bei Tarifrunden. Am Beispiel eines Bezirks während der Tarifverhandlungen der Sozial- und Erziehungsdienste wurde den Seminarteilnehmer/innen gezeigt, wie Mitglieder im Rahmen von Tarifauseinandersetzungen mobilisiert und neue Mitglieder gewonnen werden. "Es ist wichtig, bundesweit viele Mitglieder zu haben, um auch einen bundesweiten Tarifvertrag abschließen zu können. Dafür brauchen wir Strategien", nannte Teilnehmer Wolfgang Seitz sein wichtigstes Argument.

Jeffrey Raffo vom Organizing-Erschließungsteam Nordrhein-Westfalen gab Einblicke in die systematische Mitgliedergewinnung in Betrieben und Branchen. Hauptkriterium, um ein Projekt zu beginnen, ist, dass es gewinnbar sein muss, sagte er. "Wo haben wir die besten Chancen, einen Erfolg zu organisieren?" Auswahlkriterien sind hierbei zum Beispiel: genügend potenzielle Beschäftigte, Branchenkenntnisse, an die ver.di anknüpfen kann, und die mögliche Nachbetreuung.

Werberin Stefanie Blauth sagte: "Ich möchte wissen, wie es bundesweit läuft, um davon zu lernen", und betonte: "Gewerkschaft muss man leben." Seminarteilnehmer Jürgen Kallert, der selbst schon hunderte Mitglieder geworben hat, ist "rund um die Uhr, überall" ansprechbar und will die auf dem Seminar erworbenen Informationen an seine Kolleg/innen im Betrieb weitergeben. Denn "ver.di ist eine gute Sache, das kann man gut erklären. So werbe ich." "Das ist besser als eine Aktie", sagte Cihan Yüceer. Er rechnete die Rendite bei nur einem Prozent Beitragszahlung und einer drei- bis fünfprozentigen Lohnerhöhung durch Tarifverträge vor.

In mehreren Workshops ging es auch um praktische Tipps bei der Mitgliederwerbung auf der Straße, am Telefon und in sozialen Netzen. "Bei der Mitgliedergewinnung und Mobilisierung über Social Media muss man zum Beispiel auch immer an den Schutz der Mitgliederdaten denken", erklärte Barbara Hackenjos vom ver.di-Mitgliedernetz in einem der Workshops.

Im Internet gibt es Videos, in denen Werber/innen ihre stärksten Argumente verraten sowie Flyer und Broschüren:

www.verdi.de/ueber-uns/stark-mit-dir