Ausgabe 08/2016
Eine Leipziger Erfolgsgeschichte
Heike Worbs: Betriebsratsvorsitzende mit Durchsetzungsvermögen
"In erster Linie bin ich kompromissbereit, ich suche nach Lösungen, mit denen alle Beteiligten leben können. In Konfliktsituationen halte ich aber schon dagegen und gebe nicht klein bei." Heike Worbs, Jahrgang 1969, ist die Vorsitzende des Betriebsrates des Logistikunternehmens BLG in Leipzig. Das ist ein Betrieb der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft (BLG), der in der Messestadt ausschließlich für BMW arbeitet. Die Betriebsstätte befindet sich am Standort des Automobilherstellers.
Derzeit hat das Unternehmen dort 540 Beschäftigte, unter ihnen Lkw-Fahrer, Staplerfahrer, Sequenzierer, Fachkräfte für Lagerlogistik, Verwaltungsmitarbeiter, Planungs- und Qualitätsmanager. Hinzu kommen 400 Leiharbeitnehmer/innen. In den letzten Jahren mussten sie mehrfach Betriebsübergänge verkraften und jedes Mal in Sachen Mitbestimmung fast bei Null anfangen, berichtet Heike Worbs. Im Jahre 2005 hatten aktive Kolleg/innen den Kontakt zu Gewerkschaften gesucht. "Da für mich die Logistik eine Dienstleistung ist, haben wir Kontakt zu ver.di aufgenommen." Ein Jahr später gab es dann, damals noch DB Schenker, die ersten Betriebsratswahlen und Heike Worbs ist seit dieser Zeit die Vorsitzende. Freigestellt von ihren beruflichen Aufgaben ist die ehemalige Teamleiterin im gewerblichen Bereich seit 2008. Heute gehören dem Gremium 15 Mitglieder an. Und ver.di ist durch aktive Mitgliederwerbung, auch bei der Jugend, gut vertreten im Betrieb. Inzwischen sind 70 Prozent der Beschäftigten Mitglied der Dienstleistungsgewerkschaft.
Die Löhne sind um ein Drittel gestiegen
Gewerkschaft und Betriebsrat handeln gemeinsam, wenn es gilt, etwas für die Kolleginnen und Kollegen zu erreichen. Seit der Tarifbindung Flächentarifvertrag Logistik Thüringen von 2007 wird regelmäßig mit den Arbeitgebern verhandelt, und so konnten insgesamt 33 Prozent Entgeltsteigerung durchgesetzt werden. "Darauf sind wir sehr stolz, und wir spüren natürlich auch den Rückhalt bei unseren Kollegen", sagt Heike Worbs.
Ihr Arbeitsalltag als Betriebsratsvorsitzende ist dicht gefüllt mit den großen und kleinen Themen im Betrieb. Da sind persönliche Konflikte unter den Beschäftigten auszugleichen, Probleme um Arbeitszeit- und Schichtregelungen bei einer Sechs-Tage-Arbeitswoche zu lösen. "Unsere Kolleginnen und Kollegen haben zum großen Teil lange Arbeitswege und dann auch noch lange Arbeitszeiten. Die Spätschicht geht momentan bei uns bis 0.30 Uhr."
Die Gewerkschafterin ist sich sehr wohl bewusst, dass sie und ihre Mitstreiter/innen bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen noch einiges zu tun haben. Dabei liegt ihr eine vernünftige Regelung vor allem für die Leiharbeitnehmer/innen besonders am Herzen. Und da scheut sie auch nicht die Konfrontation mit der Geschäftsleitung und ist froh zu wissen, dass ihre Kolleginnen und Kollegen hinter ihr stehen. Auch bei seit 2009 immer wieder spürbaren Reibungen mit der Industriegewerkschaft Metall: Für dieses Problem ist aber nun zwischen den beiden Gewerkschaften auf Bundesebene eine Regelung getroffen worden.
Neue Denkanstöße motivieren
Heike Worbs ist eine engagierte und motivierte Streiterin für die Belange ihrer Kolleg/innen. Sie sucht unbedingt den Austausch mit den Interessenvertreter/innen in anderen Betrieben, Regionen und auch in anderen Branchen. "Ich brauche nach so vielen Jahren auch mal andere Denkanstöße, neue Kontakte, Austausch und Motivation", sagt sie. Ihr sind da die Betriebsräte-Schulungen, die Mitarbeit in ihrer ver.di-Landesfachgruppe in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen und auf Bundesebene besonders wichtig.
btr