Personalmangel, Überstunden und Nachwuchsprobleme: Die Situation an den Krankenhäusern auch in Niedersachsen und Bremen spitzt sich immer mehr zu. Mehr als drei Millionen Überstunden sind allein in Niedersachsen inzwischen aufgelaufen. "Mit zusätzlichen Diensten und unter Vernachlässigung ihrer eigenen Gesundheit versuchen die Beschäftigten im pflegerischen Alltag die Versorgung der Patienten sicherzustellen. Doch die Qualitätsverluste in der Pflege sind nicht mehr aufzuhalten", sagt Joachim Lüddecke, ver.di-Fachbereichsleiter für den Bereich Gesundheit.

"Die Arbeit im Krankenhaus darf nicht krankmachen und die Beschäftigten müssen dringend entlastet werden", so Lüddecke. Während es auf politischer Ebene nur Absichtserklärungen gebe, folgten täglich weitere Kürzungen in den Einrichtungen. "Gespart wird überall - besonders beim Personal."

Das war auch die bittere Erkenntnis von Betriebs- und Personalräten sowie Mitarbeiter-, Jugend- und Auszubildenden-Vertretungen während der Krankenhaustagung des ver.di-Landesbezirks Niedersachsen-Bremen in Hannover. "Diese Situation ist für die Kolleginnen und Kollegen nicht mehr erträglich", betont Lüddecke. "Da sich die Politik und die Arbeitgeber ihrer Verantwortung entziehen, werden wir uns mit den Beschäftigten auf den Weg machen, um mit allen gewerkschaftlichen Mitteln für Entlastung zu sorgen."

Angestrebt werde der Abschluss eines Tarifvertrages zum Gesundheitsschutz und zur Entlastung in den Krankenhäusern. Gleichzeitig setzt sich ver.di für eine gesetzliche Personalbemessung ein, fordert mehr Personal und mehr Gesundheitsschutz für die Beschäftigten. Auf die Frage, wie ein Tarifvertrag für Entlastung sorgen könne, verweist Fachbereichsleiter Lüddecke auf den Tariferfolg in der Charité in Berlin. Die Beschäftigten hätten dort den Beweis erbracht, dass Entlastung per Tarifvertrag funktioniert. Jetzt komme es darauf an, die Ergebnisse der Berliner weiterzuentwickeln. Dabei gehe es nicht darum, dass sich Beschäftigte mit mehr Geld ihre Gesundheit abkaufen lassen, sondern vor allem um tarifliche Regelungen für personelle Mindestbesetzungen, Gesundheitsschutz und verlässliche Dienstpläne. Bundesweit fehlten mehr als 160.000 Stellen in den Kliniken.

Reportage Seiten 12+13