Wie in Würde alt werden?

Die Gesellschaft ist im Wandel. Das ist nicht neu und war wahrscheinlich schon immer so. Wie aber begegnen wir aktuell dem Generationswechsel im Leben und am Arbeitsplatz? Was verbirgt sich hinter dem Begriff "demografischer Wandel", und welche Rolle können und sollten Gewerkschaften dabei spielen? Dass Menschen im Durchschnitt älter werden als früher noch, ist weitläufig bekannt. Wie aber können sie in Würde alt werden,angesichts der Gefahr von Altersarmut aufgrund niedriger Löhne im Erwerbsleben und einer daraus folgenden "Minirente"? Zusätzlich drängen sich für viele Beschäftigte und Unternehmen Fragen nach betrieblichem Wissenstransfer und familiengerechten Arbeitszeitmodellen auf.

Um sich diesen und weiteren Themen zu widmen, veranstaltete ver.di Hamburg im Februar eine halbtägige Demografiekonferenz in den frisch sanierten Sälen des Hamburger Gewerkschaftshauses. Über 100 Mitglieder folgten der Einladung. Das Podium wurde von Sieglinde Frieß, Leiterin der AG Demografie bei ver.di Hamburg, und Landesbezirksleiter Berthold Bose besetzt. Mit dabei waren auch die stellvertretende ver.di-Bundesvorsitzende Andrea Kocsis und die Hamburger Sozialsenatorin Cornelia Prüfer-Storcks, SPD, die ein Grußwort an die Konferenzteilnehmer hielt.

Zahlreiche Aspekte

Berthold Bose ging in seiner Begrüßung auf den Wandel in der Arbeitswelt durch Digitalisierung ein. Er warnte außerdem vor den Gefahren der Altersarmut. Die Senatorin Prüfer-Storcks stellte in ihrem Grußwort Herausforderungen und Maßnahmen zur Bewältigung des demografischen Wandels aus Sicht der Stadt Hamburg dar, während Andrea Kocsis auf die Rolle von Gewerkschaften, die Problematik von Tarifflucht und die aktuelle Rentenpolitik einging.

Mehr als 100 ver.di-Mitglieder bei der Konferenz

Im Anschluss an die Redebeiträge teilten sich die Teilnehmer in vier Arbeitsgruppen auf. In der Gruppe "Arbeit & Gesund" wurde die gleichnamige Beratungsstelle bei der Stadt Hamburg vorgestellt und zum Thema gesunder Arbeitsplatz diskutiert. Die Gruppe "Arbeitszeit" beschäftigte sich mit der Lage und dem Umfang unserer Arbeitszeit in der Zukunft, während die Gruppe "Personalpolitik & Wissenstransfer" den Generationswechsel am Arbeitsplatz aus Sicht des Abteilungsleiters "Personalmanagement" der Freien- und Hansestadt Hamburg, Christoph Lucks, diskutierte.

In der vierten Arbeitsgruppe "Tarifvertrag Demografie" stellte Thies Hansen, Betriebsratsvorsitzender bei Hamburg Netz, die Tarifverträge Demografie und Altersteilzeit aus seinem Unternehmen vor. Dort wurde versucht, Themen der Beschäftigten, die im Rahmen des demografischen Wandels entstehen, tariflich aufzugreifen. Angefangen von einer modernen Altersteilzeitregelung über die Vereinbarkeit von Berufs-, Privat- und Familienleben bis hin zum Anspruch auf ein Sabbatical. Betriebsrat und Geschäftsführung haben in langen Verhandlungen ein Tarifwerk geschaffen, das die Themen "Work-Life-Balance", altersgerechtes Arbeiten und Wissenstransfer in dieser Form zum ersten Mal im Betrieb aufgreift. Dazu Thies Hansen: "Wir wissen, dass unser Tarifwerk erst mal nur ein erster Schritt in die richtige Richtung ist. Durch eine aktive Tarifpolitik wollen wir das Thema Demografie und Generationswechsel weiter im Betrieb im Sinne unserer Kolleginnen und Kollegen gestalten."

Der Demografie-Tarifvertrag und weitere Infos zum demografischen Wandel sind zu finden auf https://hamburg.verdi.de/themen/demografischer-wandel