Nicht nur mehr Personal, auch mehr Vertrauensleute in allen Betrieben sind besser für alle Beschäftigten

Wie lange er schon gewerkschaftlicher Vertrauensmann in seinem Betrieb ist? Eigentlich schon immer, sagt Rudolf Schoen, schon seit seiner Ausbildungszeit, und auch im Klinikum Frankfurt Hoechst mittlerweile seit vielen Jahren. Die Einrichtung gehört zum größten kommunalen Klinikverbund der Region, der Kliniken Frankfurt Main-Taunus GmbH. Hier arbeiten in 22 Kliniken, Instituten und Fachabteilungen rund 2.200 Beschäftigte.

Die ver.di-Mitglieder ansprechen

Der Fachkrankenpfleger Schoen ist auch Betriebsratsmitglied und vertritt somit die gesamte Belegschaft, er bewegt sich damit im Rahmen des Betriebsverfassungsgesetzes. Als Vertrauensmann dagegen legt er einen besonderen Schwerpunkt auf die spezifisch gewerkschaftliche Arbeit und die Ansprache der ver.di-Mitglieder. Sie stehen ihm naturgemäß besonders nahe. "Wenn ver.di stark und lebendig ist, dann wirkt sich das unmittelbar auf die Interessenvertretung aus. Und die Vertrauensleute sind das Rückgrat der Gewerkschaft im Betrieb. Ohne betriebliche Strukturen geht gar nichts." Deshalb nimmt er auch die bevorstehenden Wahlen besonders ernst. Sie finden in Hessen vom Herbst 2017 bis in das kommende Frühjahr hinein statt.

Stimmberechtigt sind nur die Mitglieder von ver.di. Den Auftakt gab eine landesweite Konferenz Mitte April im ver.di-Bildungszentrum Gladenbach. Hier trafen sich 83 Vertrauensleute, gut gemischt, Männer und Frauen, Jung und Alt aus fast allen Fachbereichen. Der Austausch, die Vernetzung steht bei solchen Treffen immer im Mittelpunkt. Ein übergreifendes Problem zeichnete sich für Rudolf Schoen ab: Die einzelnen Vertrauensleute sind in die Jahre gekommen. Für "zwingend notwendig" hält er es, Jüngere für die Gewerkschaftsarbeit im Betrieb zu gewinnen. Spezielle Angebote zum Mitmachen sollten entwickelt werden. An Interesse mangelt es eher nicht. Aber die Bereitschaft zum Engagement ist unterschiedlich stark. Sehr gern, bekommt er als Antwort, wenn es um kurzfristige Aktivitäten geht. Längerfristig, dauerhaft - das erscheint als Hürde. Die kann abgebaut werden, wenn man im ständigen Gespräch etwa über die Arbeitsbedingungen bleibt. In den Kliniken rangiert die Personalnot zurzeit an oberster Stelle.

Alte Hasen und junge Neugierige im Fokus

Für die Vorbereitung der Wahlen hat sich die ver.di-Betriebsgruppe drei Schritte überlegt: Als Erstes muss ein tagesaktueller Betriebsatlas erstellt werden. Wie viele Gewerkschaftsmitglieder arbeiten an welchen Arbeitsplätzen? Wie hat sich die Fluktuation ausgewirkt? Die "Brennpunkte" mit vielen Aktiven und Interessierten stehen im Fokus. Dann kommt eine Bestandsaufnahme der bisherigen Arbeit. Alte Hasen und junge Neugierige werden angesprochen und in den einzelnen Abteilungen zu Tandems vereint. Dann setzt eine Mobilisierungsphase mit Blick auf die Bundeskonferenz der Vertrauensleute Ende Juli ein.

In Gladenbach mit dabei war auch Rudi Lankes von der VGF, der Verkehrsgesellschaft Frankfurt, seines Zeichens Metallbauer im Haltestellen- und Gebäude- management und "erst seit drei Jahren dabei". In seinem Bereich arbeiten fünf Kollegen - von insgesamt 2.180. Er ist Sprecher der Betriebsgruppe mit 54 Vertrauensleuten, die sich auf mehrere Betriebshöfe verteilen. Der 55 . wurde in Gladenbach "getauft", jetzt gehört er richtig zum Team. Auch er setzt auf den engen Kontakt, auf das intensive Gespräch. Die Betriebsgruppe geht das gerne locker und unaufdringlich an. Zu Nikolaus wird Stollen angeboten, zu Ostern Eier - mit einem Hinweis auf die Tarifrunde. Und schon entspinnt sich ein anregendes Gespräch.

ver.di-Betriebsgruppe mit eigener Website

Zum Sommerfest im vergangenen Jahr gaben sich selbst der Oberbürgermeister und der zuständige städtische Dezernent die Ehre. Auch denen tut es gut zu hören, wo die Beschäftigten "ihrer" Unternehmen der Schuh drückt. Die Gewerkschafter wenden sich - in ihrer Freizeit - auch schon mal direkt an die Fahrgäste mit der Aktion "Rettet Bus und Bahn". Wie auch Anfang des Jahres, um Solidarität mit den streikenden Busfahrer/innen zu zeigen.

Strikter geht es zu, wenn sich die Betriebsgruppe trifft. Wie bei Hoechst geschieht das einmal im Monat. Dann heißt es, die eigene Website (www.verdi.VGF.Info.de) zu pflegen, Facebook zu organisieren, Flyer zu schreiben und immer wieder den persönlichen Kontakt zu intensivieren. Motto: "Wir sind schon ganz gut, es geht aber noch besser."