Abgrundtief + bodenlos - Die halbe Stadt Stuttgart ist wegen des Verkehrsprojekts Stuttgart 21 (S 21) eine Baustelle. Die öffentliche Aufmerksamkeit hat sich jedoch außerhalb der Stadt deutlich abgeschwächt. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Bündnis 90/Die Grünen, erklärt "den Käs für gegessen" und sein Parteifreund, der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, meint, S21 sei ein "Fehler, den man nun machen muss".

In dieser Situation hat Winfried Wolf sein 330 Seiten starkes Buch "abgrundtief + bodenlos. Stuttgart 21 und sein absehbares Scheitern" geschrieben. Der Verkehrsexperte kennt das Projekt Stuttgart 21 von Beginn der Planungen an und hat bereits mehrere kritische Bücher dazu verfasst. In seinem neuen Buch trägt Wolf Details und Hintergründe über das Projekt selbst ebenso zusammen wie über den Widerstand dagegen. Gewidmet hat er das Buch den Akteuren der Bürgerbewegung.

Wolf erklärt, wieso diese Bürgerbewegung immer noch ziemlich laut und lebendig ist - obwohl schon so viele unübersehbare Tatsachen geschaffen worden sind. Es sind die vielen Fakten, die Ingenieure, Geologen und Bahnexperten immer wieder ans Licht der Öffentlichkeit gebracht haben. "Manche Demo wirkt wie ein Proseminar, Tausende hören auch kompliziertesten Sachverhalten aufmerksam zu. Es entsteht so etwas wie ein kollektiver Sachverstand", schreibt der Regisseur Volker Lösch im Vorwort. Vor allem aber erklärt Wolf den Durchhaltewillen der Bürgerinnen und Bürger in Stuttgart mit den tiefen Einblicken in die Untiefen der Politik und der Erkenntnis, dass es bei S21 um mehr als einen Bahnhof geht. Gegen ein Projekt, bei dem man 10 Milliarden Euro für einen schlechteren Bahnhof mit vielen Risiken ausgeben will, leisten sie weiter Widerstand. Werner Sauerborn

Winfried Wolf: Abgrundtief + bodenlos. Stuttgart 21 und sein absehbares Scheitern, Papyrossa Verlag, Köln, 319 Seiten, 16,90 €, ISBN 978-3-89438-638-2


Die Zahlentrickser - "Traue keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast", ist eine alte Weisheit. Denn was auf den ersten Blick den Eindruck von Objektivität und Genauigkeit erweckt, sagt meist genau das aus, was die Ersteller damit bewirken wollen. In zwölf Kapiteln stellen der Statistikprofessor Gerd Bosbach und der Werbetexter Jens Jürgen Korff Beispiele dafür aus völlig unterschiedlichen Bereichen vor, vom Reichtum über Fachkräftemangel bis hin zu einer Siegesserie im Fußball. Schaut man sich die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten an, sind die Deutschen im EU-Vergleich die Fleißigsten. Legt man jedoch die jährlich geleisteten Arbeitsstunden aller Beschäftigen zugrunde, landet Deutschland auf dem letzten Platz.

Schon dieses kleine Beispiel macht deutlich, dass sich für alles statistische Belege finden lassen. Die Kapitel sind durchaus unterhaltsam und wissenschaftlich fundiert geschrieben. Im letzten Kapitel stellen die beiden Autoren 16 Beispiele vor, die es einfacher machen, Tricksereien aufzudecken. hla

Gerd Bosbach, Jens Jürgen Korff: Die Zahlentrickser. Das Märchen von den aussterbenden Deutschen und andere Statistiklügen, Heyne Verlag, München, 271 Seiten, 19,99 €, ISBN 978-3453201323