Sie sind entschlossen, ihre Rechte durchzusetzen: Streikende auf dem Flughafen in Barcelona

Die langen Warteschlangen an den Checkpoints auf dem Flughafen der katalanischen Hauptstadt Barcelona-El Prat hatten nicht allein mit der Hauptreisezeit des Jahres zu tun. Mit wiederholten mehrstündigen Warnstreiks machten hier seit dem 4. August die 360 Beschäftigten des internationalen privaten Sicherheitsunternehmens Eulen auf ihre Situation aufmerksam. Eine Woche darauf traten sie sogar in einen unbefristeten Ausstand, um ihren Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen, nach mehr Geld und einer Aufstockung des Personals Nachdruck zu verleihen.

Das Angebot des Managements über Lohnerhöhungen um bis zu 18 Prozent hatte eine Belegschaftsversammlung zuvor mit deutlicher Mehrheit als unzureichend abgelehnt. Aus guten Gründen: Die Mitarbeiter der Sicherheitskontrollen von El Prat verdienen monatlich nur zwischen 800 und 1.100 Euro - brutto. Das ist erbärmlich wenig angesichts der Lebenshaltungskosten in der Mittelmeermetropole. Auch Verhandlungen unter Mitwirkung von Vertretern der spanischen Regierung waren zu keinem Ergebnis gelangt.

Polizei bricht Streikrecht

Nun rief Madrid - unter Rückgriff auf ein Gesetz aus der Zeit der faschistischen Franco-Diktatur - die Polizeitruppe Guardia Zivil. Auf Weisung von Verkehrsminister Íñigo de la Serna halfen die Beamten bei der Kontrolle von Passagieren und Gepäck mit aus.

Die Gewerkschaften sehen darin einen ernsten Angriff auf das Streikrecht. Ohnehin dürfen nach den geltenden Regeln nur jeweils zehn Prozent der Mitarbeiter dieses Bereichs die Arbeit tatsächlich niederlegen. Beide Seiten setzten also vor allem politische Signale. Für die sommerlichen Staus am Airport - nicht allein Barcelona war betroffen - waren neben dem Arbeitskampf neu eingeführte, schärfere Sicherheitsbestimmungen der EU mit verantwortlich. Vor allem zahlen Passagiere und Beschäftigte aber die Zeche für die in den vergangenen Jahren in Spanien erfolgte Privatisierung der Luftsicherheitskontrollen. El Prat als Tor zum Tourismusmagneten Barcelona ist hierfür nur ein Beispiel. Während der Flughafen zwischen 2009 und 2016 eine Zunahme des Passagieraufkommens um 60 Prozent erlebte, wurde in derselben Zeit die Zahl ihrer Kontrolleure um mehr als ein Viertel reduziert.

Viele Berufsgruppen wehren sich jetzt

Unzufriedenes Sicherheitspersonal findet sich nicht nur am zweitgrößten Airport Spaniens: Ähnliche Konflikte finden in diesen Monaten auch auf den Flughäfen von Santiago de Compostela und A Coruña statt. Nun machen weitere Berufsgruppen der Branche Druck gegen niedrige Löhne und zunehmenden Arbeitsdruck. Wehren wollen sich jetzt auch Angehörige des Bodenpersonals, der Flughafenfeuerwehren, Shopmitarbeiter, Elektriker und Wartungstechniker der Tower.

Der mitgliederstärkste Gewerkschaftsverband UGT und die Comisiones Obreras (CC. OO.) kündigten Ende August eine Serie von Streiks an 25 Tagen vom 15. September bis zum Jahresende an. Aufgerufen sind 8.200 Beschäftigte der Gruppe Aena, die weltweit in dem Geschäft führend ist und allein in Spanien 46 Flughäfen betreibt. 230 Millionen Passagiere passierten diese Flughäfen allein 2016. Seit einem Börsengang 2015 gehört Anea nur noch zu 51 Prozent dem Staat. Für ihre Aktionäre und den Finanzminister schreibt die Gesellschaft dicke schwarze Zahlen. Gewerkschaftsvertreter stellen den guten Geschäftsergebnissen die Reallohneinbußen der dort Arbeitenden in den vergangenen Jahren gegenüber. Neben deutlich mehr Geld fordern sie die Schaffung von 700 neuen Stellen. Dass sich die Streiks in den laufenden Verhandlungen zwischen Anea, dem Finanz- und dem Verkehrsministerium sowie den Gewerkschaften noch ganz abwenden lassen, darf bezweifelt werden.

Angeschlossen haben sich dem Aufruf zu Arbeitsniederlegungen auch die kleinere Organisation USO und die Vertretung der öffentlich Angestellten CSIF, die außerdem noch die Absetzung von Aena-Präsident José Manuel Vargas Gómez fordert, wegen "desaströser Unternehmensführung". Dem Konzernchef gehe es nur darum, die Gewinne in Fonds für große Auslandsinvestitionen zu stecken. Auf der Strecke blieben Verpflichtungen gegenüber der spanischen Gesellschaft und dem Tourismus, "der wichtigsten Einnahmequelle" des Landes.