Auswirkungen der Digitalisierung auf Beschäftigte und Bürger/innen diskutiert

Die zunehmende Digitalisierung wird die Arbeitswelt in naher Zukunft stark umkrempeln. Darüber sind sich Expert/innen einig. Doch über das Wie und vor allen Dingen die Gestaltung dieses Umbruchs, gehen die Meinungen weit auseinander. Auch ver.di will diesen Transformationsprozess im Sinne der Beschäftigten mitgestalten. Daher hat im November der 4. Digitalisierungskongress stattgefunden. Schwerpunkt war diesmal der öffentliche Dienst. Dabei ging es auch um die Möglichkeiten und Risiken der zunehmenden Technisierung für die Bürger/innen.

Mike Weber vom Fraunhofer Fokus zeigte an verschiedenen Beispielen, wie weit heute die Digitalisierung verbreitet ist. Denn dazu zählt die automatische Ergänzung der Postleitzahl bei Eingaben im Internet ebenso wie eine Verkehrsampel als vollautomatisiertes System zur Verkehrslenkung. Dabei machte Weber klar, dass es für die Akzeptanz der Digitalisierung entscheidend sei, inwieweit Entscheidungen des Systems nachvollzogen und korrigiert werden könnten. Dafür nannte er als ein Beispiel Steuererklärungen, die häufig bereits heute von Computern anhand festgelegter Parameter geprüft werden. Daneben brauche es bei automatisierten Entscheidungen klare Regeln, eine hohe Qualität von Daten ebenso wie eine große Informationssicherheit, einen Stopp-Knopf und die Möglichkeit zu sagen, dass man eine persönliche Prüfung wünsche.

Deutlich machten die Beiträge der Teilnehmenden aber zudem, dass auch die Bürger/innen auf Datenschutz und ihre Persönlichkeitsrechte achten sollten. Es nütze nichts, sie bei den zunehmend digitalisierten öffentlichen Dienstleistungen einzufordern, während man ansonsten mit privaten Daten sorglos umgehe. Der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske betonte die besondere Bedeutung von Aus-, Weiter- und Fortbildung für die Beschäftigten im Zusammenhang mit der Digitalisierung. Er erneuerte die ver.di-Forderung nach einer Bildungsteilzeit, die mit einem steuerfinanzierten Zuschuss gefördert werden solle. Das zuständige ver.di-Bundesvorstandsmitglied Wolfgang Pieper wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass auch eine Reform der Mitbestimmung notwendig sei. Das Personalvertretungsrecht sei zuletzt in den 1970er Jahren reformiert worden, sodass man derzeit noch häufig auf den guten Willen der Arbeitgeber angewiesen sei. Er sprach sich auch dafür aus, dass ver.di mit im IT-Planungsrat sitzen soll, einem politischen Steuerungsgremium von Bund und Ländern. hla

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