Trotz Rekordgewinnen dumpt Lufthansa bei den Bodenverkehrsdiensten weiter

Bei der Lufthansa jagt gerade ein Rekord den anderen. Drei Milliarden Euro Gewinn, wieder größte europäische Airline. Am Frankfurter Flughafen allerdings produziert der Konzern einen Negativ-Rekord: Bei der Konzerntochter handling counts, einer Frachtabfertigerin, zahlt LH-Cargo als Einstiegsgehalt 79 Cent über Mindestlohn: 9,63 Euro. Das ist dort einer der niedrigsten Löhne. Für echte Knochenarbeit.

Wieso existiert dieses Nebeneinander von höheren und derart niedrigen Löhnen bei Lufthansa? Im Jahr 2006 plante LH Cargo ein neues Vergütungssystem, das den Beschäftigten 20 Prozent Lohneinbußen gebracht hätte. Die ver.di-Tarifkommission wollte das in jedem Fall verhindern. Ralf Müller, Betriebsrat bei Lufthansa-Cargo, erinnert sich: "Mit so einem Abschluss hätten wir den Kollegen hier nicht kommen können. Wir mussten ihren Besitzstand verteidigen." Der ehemalige Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi wurde als Schlichter gerufen. Sein Spruch: Um die Lohnkosten zu senken, darf LH Cargo eine neue Firma zur Frachtabfertigung gründen, bei der weniger gezahlt wird. Dem stimmte letzlich auch die ver.di-Tarifkommission zu.

Die Tochter "handling counts" startete 2007. Seit vergangenem Jahr wird für die gut 250 Beschäftigten ein Entgelttarifvertrag verhandelt. Anfangs forderten sie noch zwei Euro mehr pro Stunde. Nach erfolglosen Streiks und Auseinandersetzungen mit dem Arbeitgeber sind sie mittlerweile so zermürbt, dass sie 50 Cent mehr in zwei Schritten über drei Jahre akzeptieren. Selbst da aber lässt sie LH Cargo zappeln. ver.di-Verhandlungsführer Ronald Laubrock: "Es ist leider keine Selbstverständlichkeit, dass es in einem hochprofitablen Unternehmen auch den Beschäftigten gutgeht. Der Lufthansa Konzern hat ein Rekordjahr hinter sich. Auch das Geschäftsfeld Cargo war sehr erfolgreich. Bei der Tochter "handling counts" hingegen sind die Löhne und die Arbeitsbedingungen im Keller. In den schwierigen laufenden Tarifverhandlungen zeigt der Arbeitgeber wenig Bereitschaft, einen Teil des im Konzern vorhandenen Geldes in die Hand zu nehmen und die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten bei ,handling counts' grundlegend zu verbessern." Bis auf weiteres bleiben die Löhne bei handling counts also auf dem Niveau von 2015. Kein Abschluss in Sicht.