Ausgabe 03/2018
So streikt ver.di in Hessen
Mit vielfältigen Aktionen begleitet ver.di die Verhandlungen für den Öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen und die Tarifrunde bei der Telekom Schleuse dicht
Mit 52 Kolleginnen und Kollegen des Bundeswehrdepots Süd, Standort Pfungstadt, war auch eine Bundesbehörde an den Warnstreiks im Öffentlichen Dienst am 12. März in Hessen beteiligt. Die Dienststelle blieb am Warnstreiktag geschlossen.Genauso dicht war die Schleuse Kostheim, durch die der Schiffsverkehr vom Rhein zum Main und umgekehrt muss.
Rätsel in Hanau
Schon Wochen vor dem Warnstreiktag hatte die Amtsleitung den Kindertagesstätten untersagt, die bewährten Elternbriefe von ver.di mit den Streikankündigungen, die es in vielen Sprachen gibt, in ihren Einrichtungen auszuhängen. Dann beschwerten sich Magistratsmitglieder via Zeitung darüber, dass die Stadt nicht rechtzeitig über den Streik informiert worden sei. Das soll mal einer verstehen.
Unverhoffte Hilfe
In Frankfurt hat Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) kurz mal die Öffentlichkeitsarbeit von ver.di unterstützt. Auf einer Pressekonferenz zu Bauarbeiten im S-Bahn-Tunnel in Frankfurt, die den Öffentlichen Personenverkehr massiv beeinträchtigen, lenkte er die Aufmerksamkeit elegant auf ver.di. Er habe läuten gehört, ver.di werde streiken, sagte er, und nannte auch schon einen Tag. Das sorgte für Aufregung. Eigentlich verkünden wir unsere Streiks selbst, aber wenn die Frankfurter Stadtregierung uns das jetzt teilweise abnimmt, dann sagen wir doch ganz herzlich: Danke!
Streik und Homeoffice
Moderne Zeiten erfordern moderne Organisationsformen. Zum Beispiel Homeoffice. Bei der Telekom haben viele Bereiche eine entsprechende Mobile-Working-Regelung vereinbart. Zwei Tage die Woche Homeoffice sind drin. Das heißt dann Future Work. Was aber, wenn die Gewerkschaft einen Streik plant und die Hälfte der Streikbereiten just an diesem Tag im Homeoffice ist? Das schwächt nicht nur optisch die Kampfkraft. Denn die Kolleg/innen sind ja nicht vor Ort und können den Arbeitgeber nicht durch massenhafte Präsenz am Betriebssitz beeindrucken. Homeoffice wirft auch viele technische Fragen auf. Gilt noch als Streikender, wer sich schon zuhause ins System eingeloggt hat, dann vom Streik erfährt und das System wieder runterfährt? Oder gilt der als arbeitend? Viele wohnen zu weit weg, um sich spontan auf den Weg zu machen, um beim Streik mitzuwirken. Streik, wie wir ihn kennen, ist an einen Ort gebunden, an dem die Produktionsmittel stehen. Hier wird in Zukunft die Phantasie der Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter gefragt sein. Ute Fritzel