Brachten Dampf in die Verhandlungen – streikende Sparkässler

Für Außenstehende spielen die Sparkassen im öffentlichen Dienst häufig nur eine Nebenrolle, wenn es in die Tarifrunde geht. Das war in diesem Jahr anders – und der Erfolg, den die Sparkassen-Beschäftigten dabei erzielten, könnte sich auch für die anderen Branchen in der Zukunft als äußerst wichtig erweisen.

Inmitten der laufenden Tarifrunde des öffentlichen Dienstes brachten die Arbeitgebervertreter der Sparkassen in Person ihres Gruppenausschusssprechers Michael Schulte, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Vest-Recklinghausen, nämlich ordentlich Dampf in die Verhandlungen. Sie stellten in den Raum, von Seiten der Sparkassen eine Tariferhöhung möglicherweise nicht eins zu eins übernehmen zu wollen. Die Idee war, ein zu hohes Tarifergebnis durch die Sparkassensonderzahlung (SSZ) zu kompensieren, also die Tariferhöhungen zumindest teilweise an einer anderen Stelle wieder vom Gehalt abzuziehen. Bei der SSZ handelt es sich um eine tarifhistorisch gewachsene jährliche Sonderzahlung, die einen wichtigen Bestandteil des Jahresgehalts ausmacht. Mit diesem Vorschlag – ausgerechnet nach der Vorstellung von hervorragenden Geschäftsergebnissen – brachten die Verhandler der Arbeitgeberseite für viele Beschäftigte das Fass zum Überlaufen, und auch längst nicht alle Vorstände waren von dieser Idee überzeugt.

Die SSZ wurde nämlich bereits im Rahmen der neuen Entgeltordnung angegriffen und eine weitere Kürzung wollten sich die Sparkässler nicht mehr gefallen lassen. Allein im ver.di-Bezirk Stuttgart zogen über 300 Beschäftigte der Kreissparkassen Ludwigsburg und Waiblingen in den Warnstreik. Aber auch in weiteren Streikhochburgen im Land, wie Tübingen, Heilbronn, Ulm und der Ostalb, wurde gestreikt. Eine Streikbeteiligung dieser Größenordnung hat auch bei den Verhandlungsspitzen beider Seiten großen Eindruck hinterlassen. Die Sparkassen mussten sich schließlich dem Ergebnis ohne Abstriche anschließen.

Nur durch die gemeinsame Anstrengung ist es gelungen, das „Sonderopfer Sparkassen“ zu verhindern. Dadurch konnte eine Aufspaltung des öffentlichen Dienstes verhindert werden. Wer weiß, welche Branche sonst bei der nächsten Tarifrunde auf ähnliche Ideen gekommen wäre.