Vertreter aus Politik, Wirtschaft und ver.di haben am 14. August 2018 in Erfurt mit dem Thüringer Landesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, Dr. Lutz Hasse, über die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt diskutiert. Hasse betonte, wer im Netz arbeite, hinterlasse eine breite Datenspur, die Kontrolle und Überwachung in einer neuen Dimension zulasse. Die Veränderungen in der Arbeitswelt brächten zwar oftmals Vorteile, doch aus datenschutzrechtlicher Sicht müssten sie auch kritisch betrachtet werden.

Die Bezirksgeschäftsführerin des ver.di-Bezirks Thüringen, Corinna Hersel, sagte, bei den Beschäftigten überwögen eher Skepsis und Unsicherheit gegenüber der Digitalisierung. Positive Erwartungen seien die Ausnahme. Das gehe aus Diskussionen mit Beschäftigten sowie Befragungen der DGB-Gewerkschaften hervor. Gerade im Dienstleistungssektor habe die Digitalisierung die Arbeit stark verändert. Beispielsweise im Bankenwesen durch das Onlinebanking, im Handel durch den digitalen Buchmarkt und den Onlineversand von Amazon. Im Gesundheitswesen, der Logistik und im Transportgewerbe stünden ebenfalls große Änderungen an. Die Beschäftigten bemängelten den Verlust von sozialer Interaktion. Doch soziale Intelligenz lasse sich nicht digitalisieren. Gleichzeitig setzten Städte, Medizin und Verwaltung auf die Datenerfassung als Grundlage für intelligente Dienstleistungssysteme. Hier stelle sich die Frage, wer Interesse an den Daten habe und wer sie kontrolliere.

Die Diskussionsteilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung stimmten darin überein, dass der Grad der Digitalisierung über die Wettbewerbsfähigkeit in den Unternehmen und Verwaltungen entscheide. Wer den Weg zu den Kunden im Internet finde und Dienstleistungen automatisiere, sei erfolgreich. Umfassende Datenbanken und digitale Auswertungen seien an diesem Erfolg beteiligt, was ebenfalls die Frage nach dem Datenschutz aufwerfe.

Auch Thomas Voß, ehemaliger Landesbezirksleiter und jetzt ehrenamtlich bei ver.di aktiv, betonte, die Geschäfte würden mit Daten gemacht. Sie seien das neue Öl in der digitalen Welt. Die globalen Giganten im Netz wie Google, Facebook und Amazon benötigten die Kundendaten, um den Markt zu beherrschen. In der Arbeitswelt führe die Digitalisierung zu einer Entwertung der menschlichen Arbeitskraft: Herkömmliche Arbeitsverhältnisse verlieren an Bedeutung, bisherige berufliche Qualifikationen werden wertlos und die Arbeitszeiten immer flexibler. Computer steuern, überwachen und kontrollieren umfassend menschliche Arbeitskräfte. Dabei sollten die Menschen im Mittelpunkt stehen, um Arbeit 4.0 für sich zu gestalten und daraus Nutzen zu ziehen. Benötigt würden neue Regelungen in der digitalen Arbeitswelt, etwa beim Datenschutz, im Arbeitsrecht oder in der Mitbestimmung, aber auch beim Schutz der Demokratie, so Voß.

Der Dresdner ver.di-Bezirksgeschäftsführer Daniel Herold erläuterte, dass die nach 1990 geborene Generation Z andere Ansprüche an die Arbeitgeber stelle als in der Industrie und Arbeit 4.0 vorhanden. Offene Großraumbüros, ständig wechselnde Arbeitsplätze und hohe Flexibilität waren Themen der zehn Jahre früher geborenen Menschen. Die Generation Z fordere dagegen eine klare Trennung von Arbeit und Leben. Sie wünscht sich geregelte Arbeitszeiten und flexible Möglichkeiten als Ergänzung. Grundsätzlich müssten Arbeitgeber hier umdenken, wenn sie künftige Fachkräfte gewinnen wollten.