Ausgabe 06/2018
Weiterbildung mit Haltung
Zusammen etwas bewegen
Interessenvertreter/innen
Gerade erst sind in vielen Unternehmen die Betriebsräte neu gewählt worden. Viele Kolleginnen und Kollegen sind zum ersten Mal Mitglied einer betrieblichen Interessenvertretung, stehen vor für sie völlig neuen Aufgaben. Dabei helfen ihnen die Seminare von ver.di Bildung und Beratung, kurz ver.di b + b. Aber nicht nur ihnen. Denn egal ob Betriebs-, Personal- oder Aufsichtsrat, ob Mitglied in einer Jugend- und Auszubildenden-, Schwerbehinderten- oder Mitarbeitervertretung, ob neu im Amt oder schon seit vielen Jahren dabei, sie alle finden passende Angebote bei ver.di b+b. Finanziert werden die Seminare über die Arbeitgeber, denn die Mitglieder der genannten Gremien haben einen gesetzlich gesicherten Anspruch auf ihre Weiterbildung.
„Diese Bandbreite ist unsere Stärke“, sagt Ralf Wilde, einer der beiden Geschäftsführer von ver.di b + b. „Wir wollen die Interessenvertretungen fit machen, damit sie mit den Arbeitgebern auf Augenhöhe verhandeln können.“ Nach dem Selbstverständnis von ver.di b + b sind die Interessenvertreter/innen keine überparteilichen Vermittler zwischen Arbeitgeber und Beschäftigten. So sieht es auch das Bundesarbeitsgericht in seiner Rechtsprechung. „Die Beschäftigten haben sie gewählt, daher haben sie auch deren Interessen zu vertreten“, sagt Wilde. Dafür brauchen sie ein klares Rollenverständnis und eine klare Haltung.
Daher gehe es in den Seminaren von ver.di b + b nicht allein darum, rechtliches Wissen zu vermitteln. Das gebe den Rahmen vor. Vielmehr gelte es zu schauen, welche betrieblichen oder gar überbetrieblichen Handlungsmöglichkeiten für eine erfolgreiche Interessenvertretung zur Verfügung stehen. Ein wesentliches Element sei dabei die betriebliche Öffentlichkeitsarbeit zur Aktivierung der Beschäftigten. Auch werde gezeigt, wo man innerhalb der Gewerkschaft Wissen und Unterstützung finden und nutzen kann. Die Einbindung der ver.di-Gewerkschaftssekretär/innen ermögliche es, über die rechtliche Schiene hinaus auch betriebliche und strukturelle Themen zu erkennen und entsprechend tätig zu werden. Dadurch unterscheide sich ver.di b + b auch von kommerziellen Anbietern, die gerne gleich auf Anwälte orientieren. Die Nähe zu ver.di ermögliche es ver.di b + b darüber hinaus, stets aktuelles Branchenwissen inklusive der entsprechenden Tarifverträge in die Seminare einzubauen und entsprechende Spezialseminare anzubieten.
Ein weiteres Plus der Angebote von ver.di b + b ist, dass viele in den ver.di-Bildungszentren stattfinden. Das dient nicht nur dazu, sich während der Seminare unabgelenkt von Ereignissen am Arbeitsplatz voll auf den Seminarbetrieb konzentrieren zu können, hier haben die Teilnehmenden auch die Möglichkeit, sich außerhalb der Seminarzeiten auszutauschen und miteinander oder mit den Teilnehmenden an zeitgleich stattfindenden Seminaren Netzwerke zu bilden. „Dabei wird erlebbar, dass man nicht allein ist mit seinen Fragen“, hebt Wilde diesen Vorteil hervor. Das gewerkschaftliche Gefühl der Solidarität werde hier erlebt, die Teilnehmenden seien in den Bildungszentren ein Teil der gewerkschaftlichen Kultur.
Daher sollte es seiner Meinung nach selbstverständlich sein für Interessenvertreter/innen, dass sie ein bis zwei Seminare im Jahr besuchen. Gut wäre es, wenn die Gremien das gleich in ihre Arbeitsplanung aufnähmen. Weiterbildung sollte ein Teil des betriebsrätlichen Selbstverständnisses sein. Und auch bei der Bildungsplanung helfen die Kolleg/innen in den Regionalbüros von ver.di b + b und den ver.di-Bildungszentren weiter, ebenso, wenn ein Gremium einen Schulungsbedarf zu einem speziellen Thema hat. Denn auch erfahrene Interessenvertreter/innen können bei den Seminaren von ver.di b+b immer noch Neues erfahren, etwa wenn es um die Reflektion eigener Arbeitsweisen geht oder darum, sich bei rechtlichen Änderungen auf dem neuesten Stand zu halten.
hla
ver.di Bildung + Beratung
ist der bundesweite Bildungsträger für die Mitglieder von Betriebs- und Personalräten, Jugend- und Auszubildenden-, Schwerbehinderten- und Mitarbeitervertretungen oder Wahlvorständen. Seine Expert/innen stehen an zahlreichen Standorten Interessenvertretungen beratend zur Seite.
Im vergangenen Jahr fanden insgesamt 2.500 Seminare mit knapp 30.000 Teilnehmer/innen statt.
Die ver.di-Bildungswerke
arbeiten eng mit ver.di Bildung + Beratung zusammen und sind regional vertreten. Zu finden sind sie in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Bremen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen und Bayern.
Politisch Interessierte
Wie begegne ich dem über Ausländer schimpfenden Nachbarn am Gartenzaum? Wird die gesetzliche Rente in der Zukunft noch ausreichen, und was kann ich tun? Wo liegen eigentlich die Anfänge der Gewerkschaftsbewegung? Wer (nicht nur) politisch an diesen oder ähnlichen Fragen interessiert ist, findet bei der ver.di GesellschaftsPolitische Bildung (GPB) das richtige Bildungsangebot. Dabei geht es nicht um frontale Wissensvermittlung. „Lernen heißt, gemeinsam Möglichkeiten zu entdecken“, sagt Andreas Michelbrink, Geschäftsführer der ver.di GPB.
Die Teilnehmenden erarbeiten selbstständig die Themen in den Seminaren. Wichtig dabei ist es, dass auch die Zusammensetzung der Teilnehmer/innen stimmt. Daher werden die Plätze nicht nur nach Eingang der Anmeldung vergeben. Alt und jung, männlich und weiblich, unterschiedliche Branchen, Berufe, Lebensmodelle, all das soll sich in dem Kreis von bis zu 15 Teilnehmenden widerspiegeln, damit es zu einem regen Austausch und Diskussionen kommt.
Die angebotenen Seminare finden im Rahmen eines Bildungsurlaubs statt, nach den gesetzlichen Vorgaben der jeweiligen Bundesländer. Das bedeutet, dass man dafür keine eigenen Urlaubstage nehmen muss, meist ist eine bezahlte Freistellung durch den Arbeitgeber von bis zu fünf Arbeitstagen möglich. Nur in Bayern und Sachsen gibt es keine derartige Rechtsgrundlage. Teilnehmende aus diesen Ländern nutzen dafür ihren eigenen Erholungsurlaub oder Wochenendangebote von ver.di GPB.
Finanziert werden die GPB-Seminare vorwiegend über ver.di-Mitglieder in Aufsichtsräten. Sie führen einen Teil ihrer Tantiemen an die ver.di GPB ab. Im vergangenen Jahr waren das knapp 2,7 Millionen Euro. Angeboten werden pro Jahr rund 250 Seminare mit insgesamt etwas mehr als 3.000 Teilnehmenden; die Nachfrage ist allerdings deutlich größer. Für ver.di-Mitglieder sind die Seminare, die ausnahmslos in den ver.di-Bildungszentren stattfinden, kostenlos.
Für Andreas Michelbrink sind die neun Bildungszentren der ideale Veranstaltungsort. Die Ausstattung biete alles, was man für gewerkschaftliche Bildungsarbeit brauche, und die Teilnehmenden erkennen hier ihre Gewerkschaft wieder.
Die Seminarstruktur zielt darauf ab, verschiedene Zugänge zu den Themen zu finden, sei es über Gruppenarbeit, Impulsvorträge oder eigene Recherchen der Teilnehmenden. „Die Teilnehmer sollen ihr Interesse am Thema finden“, sagt Michelbrink. Themen sollen offen diskutiert, Positionen ausgetauscht werden. Wichtig ist für ihn, dass in den Angeboten gemeinsam innerhalb von ver.di solidarische Handlungsperspektiven entwickelt werden. Michelbrink sieht politische Bildung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu der auch Gewerkschaften ihren Beitrag leisten. Themen wie der zunehmende Rechtspopulismus oder die wachsende Digitalisierung zeigten, wie wichtig eine kritische Auseinandersetzung ist.
Politische Bildungsarbeit ist für Michelbrink aber mehr als ein Wochenseminar. Zur Begleitung der DGB-Rentenkampagne hat ver.di GPB Kurzmodule entwickelt, die abends in den Bildungszentren zusätzlich zum Seminarangebot stattfinden. Ähnliches hat es auch schon zum Mindestlohn oder zur Wasserkampagne gegeben. Im Vorfeld der Europawahlen im kommenden Frühjahr sind ähnliche Module geplant. „Aufgabe politischer Bildung mit gewerkschaftlichem Bezug ist es, sich einzumischen und mitzumachen, Demokratie zu stärken und zur Übernahme betrieblicher und gesellschaftlicher Verantwortung zu ermutigen“, sagt Michelbrink.
hla
ver.di GPB
ver.di GesellschaftsPolitische Bildung (GPB) bietet politische Bildung zu den verschiedensten Themenfeldern. Ihre Gestaltung orientiert sich sowohl an gesellschaftlichen Realitäten und individuellen Lebenswirklichkeiten als auch an Utopien und Visionen für eine bessere Welt.
Aktive
Ina Göllmann ist erst seit Ende 2017 ver.di-Mitglied. Aber die Sozialpädagogin, die beim Humanistischen Verband Deutschland (HVD) in Berlin arbeitet, will gleich richtig mitmachen, sich engagieren. Als ver.di kurz nach ihrem Eintritt das Wochenend-Seminar „Ansprachetraining und Mitgliedergewinnung beim HVD“ anbietet, meldet sich Ina sofort an.
Der Workshop ist Teil des Qualifizierungsangebots „Aktiv in ver.di“ – einer Reihe von Seminaren, die ver.di konzipiert hat, um ehrenamtliche Aktive bei der betrieblichen Gewerkschaftsarbeit zu unterstützen. Die Seminare zu den drei Themenblöcken „Erschließung“ – also Mitgliedergewinnung und Auf- oder Ausbau gewerkschaftlicher Strukturen – , „Betriebliche Tarifarbeit gestalten“ und „Gewerkschaftsarbeit im Betrieb“ finden für Mitglieder kostenlos in den ver.di-Bildungszentren statt.
Ina lernt im Juni 2018 im Bildungszentrum am Wannsee mit anderen gewerkschaftlich Engagierten aus dem HVD Ansprachemethoden und Kommunikationstechniken. Durch das Seminar „gestärkt und motiviert“, traut sie sich danach, mehr auf andere zuzugehen und „den Mund aufzumachen“. Aus den Teilnehmer/innen hat sich eine HVD-Betriebsgruppe gegründet, die sich regelmäßig trifft und austauscht. Erste Aktionen wurden gestartet, die nächsten sind geplant.
„Diese Seminare sind klasse“, sagt auch Gabriele Siegmund. Die ver.di-Aktive arbeitet beim Reiseveranstalter TUI in Hannover. Als sie vor zwei Jahren in die ver.di-Tarifkommission (TK) gewählt wird, ist sie froh, dass ver.di ein Seminar für TK-Mitglieder anbietet. In drei aufbauenden Modulen bekommt sie Wissen zur betrieblichen Tarifarbeit vermittelt: von Grundlagen und Aufbau des Tarifsystems über Vorbereitung und Ausgestaltung von Tarifrunden bis hin zu Arbeitskampfrecht und -planung. „Ich habe unheimlich viel gelernt“, sagt Gabriele. „Es gibt sehr viel Selbstvertrauen, weil man so viel Hintergrundwissen bekommt, die Gesetze kennenlernt, weiß, wie man arbeiten kann. Ich halte dieses Seminar für super wichtig für Leute, die neu in der Tarifkommission sind.“
Als „absoluten Gewinn“ beschreibt Benjamin Böhme, seit kurzem freigestellter Betriebsrat bei der Deutschen Post AG in Stuttgart, seine Aktiven-Seminare. Ende 2016 startete er mit der sogenannten Go-Staffel „Gewerkschaft organisieren bei der Post AG – Strukturen stärken und Nachwuchsentwicklung“ im Bildungszentrum Mosbach. „Mich hat das total interessiert, weil ich das Ziel hatte, mehr über den Hintergrund von ver.di zu erfahren und strukturierter unsere Vertrauensleute-Arbeit voranzutreiben“, sagt Benjamin.
Die Staffel findet, in vier Module aufgeteilt, über zwei Jahre statt. Betriebsanalyse und Mitglieder-Werbung, Kommunikation, Gesprächsführung und Konfliktarbeit sind unter anderem Thema. „Das Tolle war, dass man zwischen den Seminar-Modulen immer Praxisaufgaben hatte und Zeit, das Gelernte im Betrieb umzusetzen.“ Nach jeweils einem halben Jahr treffen sich die Seminar-Teilnehmer/innen wieder, es wird analysiert und ausgewertet. „Der Ablauf der ganzen Staffel war super organisiert und es hat unheimlich Spaß gemacht“, sagt Benjamin. Für Ende 2019 ist eine weitere Staffel in Planung. Benjamin will auf jeden Fall wieder mitmachen.
Fanny Schmolke
Aktiv in ver.di
Betrieblich Aktive und Entscheider/innen in Betrieben und Vorständen unterstützt ver.di mit der Reihe „Aktiv in ver.di“. Ab dem kommenden Jahr orientieren sich die Seminare aus dieser Reihe stärker an den Inhalten und Erfordernissen aus dem innergewerkschaftlichen Umstrukturierungsprozess „ver.di wächst“. Sie sind als Module konzipiert und werden nach Bedarf und Anforderung angeboten.
ver.di Bildung + Beratung
ist der bundesweite Bildungsträger für die Mitglieder von Betriebs- und Personalräten, Jugend- und Auszubildenden-, Schwerbehinderten- und Mitarbeitervertretungen oder Wahlvorständen. Seine Expert/innen stehen an zahlreichen Standorten Interessenvertretungen beratend zur Seite.
Im vergangenen Jahr fanden insgesamt 2.500 Seminare mit knapp 30.000 Teilnehmer/innen statt.
Die ver.di-Bildungswerke
arbeiten eng mit ver.di Bildung + Beratung zusammen und sind regional vertreten. Zu finden sind sie in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Bremen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen und Bayern.
ver.di GPB
ver.di GesellschaftsPolitische Bildung (GPB) bietet politische Bildung zu den verschiedensten Themenfeldern. Ihre Gestaltung orientiert sich sowohl an gesellschaftlichen Realitäten und individuellen Lebenswirklichkeiten als auch an Utopien und Visionen für eine bessere Welt.
Aktiv in ver.di
Betrieblich Aktive und Entscheider/innen in Betrieben und Vorständen unterstützt ver.di mit der Reihe „Aktiv in ver.di“. Ab dem kommenden Jahr orientieren sich die Seminare aus dieser Reihe stärker an den Inhalten und Erfordernissen aus dem innergewerkschaftlichen Umstrukturierungsprozess „ver.di wächst“. Sie sind als Module konzipiert und werden nach Bedarf und Anforderung angeboten.