ver.di-Ortsverein hat in Borna den 1. Mai wiederbelebt

2009 wurde der ver.di-Ortsverein Borna gegründet. Der Anlass war ein betrüblicher. 38 Mitarbeiter/innen der DRK-Rettungsdienst gGmbH Borna hatten 2008, einen Tag vor Weihnachten, erst Hausverbot bei ihrem Arbeitgeber und dann die Kündigung erhalten. Der Grund: Der Rettungszweckverband hatte seinen Vertrag mit der Tochter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) gekündigt. Begründet wurde dies mit „Leistungsmängeln“. Die politischen Verantwortungsträger wie auch die DRK-Muttergesellschaft hatten augenscheinlich kein großes Interesse am Erhalt des Unternehmens mit seinen gut ausgebildeten Beschäftigten.

Dabei war nicht zu übersehen, dass die Kündigungen genau die Kolleg/innen getroffen hatten, die sich in den Jahren zuvor für faire Tarifabschlüsse stark gemacht hatten, sagt der heutige Vorsitzende des Ortsvereins, Daniel Knorr, rückblickend. Die Zerschlagung des Rettungs- und des Krankentransportdienstes hatte damals viele Gemüter in der Region erregt. Aus dem Kreis der Unterstützer/innen heraus und mit Kolleg/innen des EDEKA-Zentrallagers entstand ein halbes Jahr später der ver.di-Ortsverein.

Mitreden, mitdiskutieren

Eine der ersten Aktionen des neu gegründeten Ortsvereins war es, das Feiern des 1. Mais in der großen Kreisstadt Borna wieder aufleben zu lassen. Mittlerweile gibt es am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, in der Region wieder ein gut besuchtes Vereins- und Familienfest. Dabei nehmen gesellschaftspolitische Themen eine zentrale Rolle ein, in vielen Diskussionen und Gesprächen geht es um kommunale und landespolitische Entscheidungen.

Foren und Projekte

Das ist in Borna besonders wichtig. „In den vergangenen Jahren sind immer mehr kulturelle Angebote und Möglichkeiten des politischen und gesellschaftlichen Austauschs verschwunden“, beschreibt Daniel Knorr die Situation in dieser ländlichen Region. Der ver.di-Ortsverein wolle nicht hinnehmen, dass sich alles nur noch auf die größeren Städte konzentriere. „Deshalb laden wir im Vorfeld von Wahlen regelmäßig zu Foren ein, damit die Menschen die unterschiedlichen Positionen der demokratischen Parteien kennenlernen und sich mit ihnen auseinandersetzen können“, sagt Knorr.

Mit Projekten für Demokratie, Gleichstellung und Integration, die in einer offenen Form und aus der Zusammenarbeit mit Jugendclubs und gesellschaftlichen Partnern entstehen, wollen die engagierten ver.di-Kolleg/innen dazu beitragen, dass sie und die Bornaer Bürger/innen Möglichkeiten haben, miteinander zu reden, zuzuhören und sich zu informieren. Natürlich geht es auch darum, sich in Betrieben zu organisieren oder im demokratischen Miteinander, wenn es beispielsweise gilt, rechte Aufmärsche nicht unwidersprochen zu lassen. Für das kommende Jahr stehen die Zeichen zunächst auf Kommunal- und Europawahl. Diese Wahlen werden auch den 1. Mai 2019 in Borna bestimmen, kündigt Knorr an.

Danach gebe es auf jeden Fall eine Veranstaltung im Vorfeld der Landtagswahlen, die in Sachsen am 1. September 2019 stattfinden. Aber auch kleinere Beteiligungen seien geplant, etwa im Frühjahr beim internationalen Frauenlauf in Borna. „Gemeinsam mit dem DGB und den anderen Einzelgewerkschaften werden wir uns auch noch die eine oder andere Aktion für die derzeit laufende Bildungszeitkampagne überlegen“, verspricht Daniel Knorr.