Thomas Schneider, Alexander Krauß, Vertrauensmann Hans-Joachim Spengler, Markus Schlimbach, v.l.n.r.

Eine Jury aus Gewerkschafter/innen, Politiker/innen und Journalist/innen vergibt jährlich auf Initiative des DGB Sachsen den Sächsischen Mitbestimmungspreis. „Betriebliche Mitbestimmung stärkt das demokratische Zusammenleben im Freistaat“, sagt Markus Schlimbach, Vorsitzender des DGB Sachsen. Unverständlich sei, dass manche Arbeitgeber immer noch die Wahl von Betriebsräten behinderten und nicht mit ihnen zusammenarbeiten wollten.

Kleine Schritte

Die ver.di-Vertrauensleutegruppe der Amazon Distribution GmbH Leipzig war in diesem Jahr einer der drei Preisträger. Sie setzen sich seit Jahren intensiv für die Umsetzung der betriebsverfassungsrechtlichen Mitbestimmungsrechte im Betriebsrat ein. Eine mühsame und oft nur in kleinen Schritten mögliche Angelegenheit, da Amazon mit rigorosen, gewerkschaftsfeindlichen Praktiken seit Jahren Mitbestimmung erschwert und tarifliche Regelungen verhindert.

Die Laudatio für die ver.di-Kolleg/innen hielt der CDU-Bundestagsabgeordnete Alexander Krauß. Er ist zudem stellvertretender Bundesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA). Krauß hält den Preis für eine „gute Idee”, er würdige das Engagement für Mitbestimmung im Betrieb. Die Vertrauensleute bei Amazon seien für ihre Kolleg/innen direkt im Arbeitsalltag erkennbar und ansprechbar. Seit Jahren suchten sie nach Lösungen für die verschiedenen Probleme der Beschäftigten. So wurden auf ihre Initiative hin beispielsweise die Pausenzeiten neu geregelt. Auch wurde die Belüftung verbessert. „Es scheinen kleine Dinge zu sein, doch sie verbessern deutlich die Arbeitsbedingungen", sagte Krauß in seiner Laudatio. Er nannte es auch bemerkenswert, wie die Vertrauensleute inzwischen in der Belegschaft Mehrheiten organisieren, um Mitbestimmung realisieren zu können. Thomas Schneider ist der zuständige ver.di-Gewerkschaftssekretär. Damit hat auch er großen Anteil an den Veränderungen bei Amazon in Leipzig.

Er berichtete anlässlich der Preisverleihung, wie sich die Vertrauensleute seit 2014 intensiv für die Umsetzung der betriebsverfassungsrechtlichen Mitbestimmungsrechte auch im Betriebsrat einsetzen. Anfangs sei die ver.di-Liste dort in der Minderheit gewesen. Daher seien die Kolleg/innen bei der Lösung der Probleme der Beschäftigten und der Vertretung ihrer Interessen oft an der „gewerkschaftsfremden Betriebsratsmehrheit und den Arbeitgeberinteressen“ gescheitert, so Schneider.

„Mit viel persönlichem Einsatz und gegen alle Anfeindungen gelang es der Vertrauensleutegruppe dieses Jahr mit überzeugenden Argumenten und ihrer Arbeit, bei der Betriebsratswahl die absolute Mehrheit zu erringen“, sagte er stolz. Seit der turnusgemäßen Wahl im Frühjahr stellt die ver.di-Liste elf von 19 Betriebsratsmigliedern, darunter den Vorsitzenden und seinen Stellvertreter. Mittlerweile hat Amazon die Wahl angefochten, weil nach Meinung des Arbeitgebers nur 17 Betriebsratsmitglieder hätten gewählt werden dürfen. Allerdings gibt es noch keine rechtskräftige Entscheidung.