Im Spätsommer sind die im Thüringer Schriftstellerverband organisierten Autor/innen erneut zu ihrer Manuskriptwanderung aufgebrochen. In diesem Jahr führte sie ihr Weg von Georgenthal nach Tammbach-Dietharz und zurück. „Vorlesen, streiten und weiterbilden in der Natur, das hat bei uns Tradition“, schreibt Vorstandsmitglied Frank Quilitzsch in einem Bericht über die diesjährige Wanderung.

1996 hat Landolf Scherzer diese Wanderung erstmals angeregt. Seither wandern die Schriftsteller/innen regelmäßig gemeinsam durch ihre Thüringer Heimat, haben auch schon Kollegen aus Niedersachsen mitgenommen oder sind mit Freunden durch Bayern gelaufen.

„Der Ablauf ist stets der gleiche: Erst glühen die Sohlen, dann lesen wir uns den Mund fusselig, und am Ende fliegen die Fetzen. Es gibt jeweils eine offizielle Lesung, meist in einer Stadt- oder Regionalbibliothek, und am Abend darauf eine inoffizielle. Da darf dann jeder seine neuen, manchmal noch unausgegorenen literarischen Ergüsse frei vortragen, wenn er sich traut“, schreibt Quilitzsch in seinem Bericht.

Geklaut hätten sie die Idee dieses „Sängerkrieges“ von der Autoren-Gruppe 47, gibt Quilitzsch zu. Deren Mitglieder seien bekannt gewesen als Verfechter/innen „einer antirestaurativen, demokratischen und weltoffenen Bundesrepublik“. „Wie die berühmten 47-er streiten wir um Verse, Sätze, Worte und Wirklichkeiten“, beschreibt Quilitzsch die Touren der nach seinen Worten „wanderlustigen, schreibwütigen und wissbegierigen Autoren“ des Thüringer Schriftstellerverbandes. Bei den Wanderungen holten sie sich auch neue Inspirationen: „Die Schaffenswege von Schriftstellern sind unergründlich. Wichtig ist, dass wir nicht nur am Schreibtisch sitzen, sondern in Bewegung bleiben. Und uns weiterbilden, auch bei Fachvorträgen. Unterwegs erfährt man so allerlei. Auch voneinander.“