Berlin Alexanderplatz, 1. Juli 1990, die Ostdeutschen erhalten in der Nacht zum ersten Mal westdeutsches Geld, 100 D-Mark pro Person. Nach der symbolischen Wiedervereinigung durch den Fall der Mauer im November 89 wird nun die Währungsunion der beiden Deutschlands vollzogen und gefeiert. Und mitten drin steht die schwedische Fotografin Ann-Christine Jansson, als wäre sie Teil der Party. Als die junge Schwedin Anfang der 80er Jahre nach Berlin zog und sich im Stadtteil Kreuzberg niederließ, war noch gar nicht ausgemacht, dass sie zur Dokumentaristin zunächst von Hausbesetzungen und Straßenschlachten in Berlins berühmtestem Kiez wurde. Aber da ihr Deutsch fürs Schreiben nicht ausreichte, griff sie zur Kamera. Es ist die unmittelbare Nähe zu ihren Protagonist*innen, den zeitgeschichtlichen Ereignissen und ihr neugieriger Blick auf die Umbrüche in Deutschland, die nicht nur dieses Bild besonders machen. Durch das konsequente Schwarz-Weiß wirken sie wie Dokumente einer weit entrückten Zeit. Aber die Party ist ja auch schon lange vorbei.Die Ausstellung „Umbrüche: Fotografien 1980–1995“ ist noch bis 26. Januar in der Fotogalerie Friedrichshain, Helsingforser Platz 1, 10243 Berlin zu sehen. Das gleichnamige Buch mit den Bildern, begleitenden Texten und einem Gespräch mit der Fotografin ist im Verlag Seltman+Söhne erschienen, hat 208 Seiten und kostet 39 €, ISBN 978-3-946688-48-8