Ausgabe 03/2025
Editorial
Von Petra Welzel |Agnieszka Jastrzebska vom Charité Facility Management in Berlin ist ein Vorbild. Wochenlang hat sie zusammen mit ihren Kolleg*innen für gleiche Bezahlung gekämpft. Und als wäre das nicht schon anstrengend genug, hat sie auch noch am Mammutmarsch teilgenommen und die Forderung der Belegschaft 100 Kilometer weit auf ihrem Rucksack mitgetragen: "100% TVöD für alle!" Insgesamt 24 Stunden ist sie dafür auf den Beinen gewesen, hat immer mal wieder ans Aufgeben gedacht, aber dann gleich auch wieder an ihre Kolleg*innen, die auch nicht aufgegeben haben. Ihre Botschaft nach einem Tag und 100 Kilometern lautete schließlich: Gebt nicht auf. Wir schaffen das. Und zusammen haben sie es geschafft. Sie haben den Berliner Senat samt Regierenden Bürgermeister an den Verhandlungstisch bekommen und nun vielleicht endlich Aussicht auf gleiche Bezahlung (Brennpunkt).
Auch Manuel von Stubenrauch, genannt "Stubi", ist ein Vorbild. Er ist Vertrauensleute-Sprecher bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) und zusammen mit seinen Kolleg*innen hat er es geschafft, nicht nur ein gutes Tarifergebnis zu erzielen, sondern auch ein neues Gemeinschaftsgefühl untereinander zu schaffen und viele neue Mitglieder für die Gewerkschaftsbewegung zu gewinnen (Aus dem Werkzeugkoffer). Wie sie das geschafft haben? Ganz einfach: Sie haben sich mit der Belegschaft bei jedem Schritt rückgekoppelt. Auf jedem Betriebshof gab es "Hofverantwortliche", die alle Beschäftigten auf dem Laufenden gehalten und nach ihrer Meinung befragt haben. Mitreden ist wie mitmachen.
Vorschnell gekuscht hat die Geschäftsführung von SAP vor US-Präsident Donald Trump. Tief erschüttert habe das die Beschäftigten, sagt Christian Althaus, Vorsitzender der ver.di-Betriebsgruppe, nachdem der DAX-Konzern im Mai bekanntgab, sich von der Frauenquote zu verabschieden und Programme für Geschlechtervielfalt zu streichen. Nun ist eine neue Frauenbewegung im Anmarsch, unterstützt von Gewerkschaftsfrauen. Die Zeit für einen Frauenstreik, sie scheint reif zu sein (Gleichberechtigung). Vorbilder dafür gibt's übrigens genug.
Petra Welzel
Chefredakteurin der ver.di publik