Die Geschichte des ver.di-Lohnsteuerservices begann vor 50 Jahren auf einer Veranstaltung der Bildungsstätte im hessischen Gladenbach. Hier traf Albert Stegmüller, damaliger Leiter der Abteilung Schulung und Bildung der ver.di-Vorläuferorganisation Deutsche Postgewerkschaft (DPG), auf eine Kollegin. Die Mutter von drei Kindern schilderte ihm, dass sie mit ihrer Steuererklärung nicht klarkomme und ohnehin wenig Geld zum Leben habe.

Auf Stegmüllers Initiative hin beschloss der Hauptvorstand der DPG im März 1968 die „Aktion Lohnsteuer“. Ihr späterer Leiter, Conrad Christ, baute daraufhin in den Folgejahren bundesweit ein flächendeckendes Beratungsnetz auf. Möglich wurde das durch den Einsatz ehrenamtlicher Kolleg*innen, die aus allen DPG-Ortsvereinen gesucht wurden.

Nachdem die Freiwilligen dann in Schulungen für die Beratung fit gemacht worden waren, begannen die Sprechzeiten. Schnell sprach sich der Service herum, immer mehr Kolleg*innen meldeten sich an, um die Hilfe ihrer Gewerkschaft bei der Steuererklärung in Anspruch zu nehmen. Bei ver.di-Gründung wurde dieser Service für die gesamte neu entstehende Organisation übernommen.

1,24 Milliarden Euro

Heute beraten 1.500 bis 1.600 Kolleg*innen ehrenamtlich ver.di-Mitglieder aus allen Fachbereichen in Sachen Steuererklärung, der Frauenanteil bei den Beratenden liegt bei 25 Prozent. Wer sich einmal mit Steuern befasst hat, den lasse das nicht wieder los, sagt Heinz Fröhlke. Er ist seit 50 Jahren ehrenamtlich im gewerkschaftlichen Lohnsteuerservice aktiv. Ausgebildet wurde er bei der DPG noch mit Tafel und Kreide. „Die ersten Lohnsteuerberechnungen haben wir von Hand auf Papier gemacht“, erinnert er sich.

Die Ergebnisse des ver.di-Lohnsteuerservice können sich sehen lassen. 1,24 Milliarden Euro sind in den 50 Jahren der Steuerberatung für Mitglieder aus den Steuerkassen zurückgeholt worden, rechnet der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Frank Werneke anlässlich des Jubiläums vor. Rund 82.000 Beratungen und Auskünfte gab es allein 2017, 4.400 Einsprüche legten die Berater*innen ein. Und wenn es nicht anders geht, dann unterstützt der ver.di-Lohnsteuerservice auch ver.di-Rechtsschutz-Klagen.

Aus Anlass des Jubiläums kamen rund 20 der Lohnsteuerbeauftragten der ersten Stunde nach Berlin und erinnerten sich bei einer kleinen Feierstunde an die Anfänge. Heute ist die ver.di-Lohnsteuerberatung eine gefragte Serviceleistung ver.dis für ihre Mitglieder. „Die Zahl der Nachfragen steigt weiter“, sagt Edmund Lennartz, derzeit Leiter der Zentralen Arbeitsgruppe für den Lohnsteuerservice. Das führe bei der Terminvergabe leider auch zu Wartezeiten von bis zu vier oder fünf Monaten. Daran zeige sich aber auch, dass das Steuerrecht in den vergangenen 50 Jahren nicht einfacher geworden sei. Die ver.di-Mitgliedsbeiträge können übrigens auch von der Steuer abgesetzt werden.

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