Erschreckendes Ergebnis: Die Armutsquoten wurden jahrelang falsch ermittelt und unterschätzt

Arm im Alter – für immer mehr Menschen wird das eine reale Bedrohung. Ende 2017 konnten 3,2 Prozent aller Personen, die älter als die zu jener Zeit geltende Regelaltersgrenze von 65 Jahren und sechs Monaten waren, ihren Lebensunterhalt nur mit Hilfe von Leistungen aus der Grundsicherung bestreiten. Wer aktuell eine Monatsrente von unter 838 Euro bezieht, der sollte seinen Anspruch auf Grundsicherungsleistungen prüfen lassen, empfiehlt die Deutsche Rentenversicherung Bund.

Doch was sich derzeit noch nach einer geringen Zahl von Betroffenen anhört, relativiert sich, wenn man sich am sogenannten Median-Einkommen orientiert. Darunter versteht man das Durchschnittseinkommen – und wer weniger als 60 Prozent davon zur Verfügung hat, gilt als armutsgefährdet. Das betraf 2017 rund 16 Prozent aller Rentner*innen und Pensionär*innen.

Die Zahlen getrennt betrachten

Matthias W. Birkwald, Bundestagsabgeordneter der Linkspartei, und der Koblenzer Statistikprofessor Gerd Bosbach haben jetzt Zahlen vorgelegt, mit denen sie nachweisen, dass die Armutsgefährdung bei Rentner*innen noch um bis zu 3,7 Prozent höher liegt. Dazu haben sie sich die Daten der Rentner*innen und Pensionär*innen getrennt ausweisen lassen. Die hat das Statistische Bundesamt bislang immer gemeinsam erfasst. Damit verfälscht sie aber nach Ansicht von Birkwald und Bosbach das Ergebnis, denn Pensionär*innen – also Beamt*innen im Ruhestand – bekommen nach rund 40 Jahren Vollzeitarbeit 71,75 Prozent ihres ehemaligen Verdienstes.

Jede*r fünfte arm

Schaut man sich die von Birkwald und Bosbach ermittelten Zahlen an, waren 2017 nur 0,9 Prozent der Personen in Pensionärshaushalten armutsgefährdet, bei den Rentenempfänger*innen hingegen 19,5 Prozent. Dieses Ergebnis bezeichnete Birkwald in einer Pressemitteilung als „erschreckend“. „Die Armuts- quoten wurden seit Jahren um bis zu 3,7 Prozentpunkte unterschätzt und das heißt: Fast jeder fünfte Mensch, der in einem Rentner*innenhaushalt lebt, ist arm“, heißt es dort weiter. Sie müssten als Alleinlebende monatlich mit weniger als 999 Euro auskommen, Paare haben 1.499 Euro pro Monat zur Verfügung.

Hinzu kommt, dass zunehmende prekäre Arbeit, ein sinkendes Rentenniveau und der immer noch große Niedriglohnbereich dazu führen, dass die Alterseinkommen weiter sinken werden. Dann werden noch mehr Menschen im Alter von Armut betroffen sein. hla