Amazon – Beim Versandhändler Amazon in Bad Hersfeld hat es am 4. Februar einen ganztägigen Streik gegeben. Mit dem ersten Streik im Jahr 2019 macht ver.di deutlich, dass der Arbeitskampf für eine bessere Bezahlung nach dem Tarifvertrag des Einzel- und Versandhandels weitergeführt wird. Die Streikenden nutzten die Zeit, um ihre Strategie zu beraten. Amazon weigert sich immer noch, mit ver.di über einen Tarifvertrag zu verhandeln. Am Standort Bad Hersfeld kommt es daher seit 2013 immer wieder zu Streiks. Gewerkschaftssekretärin und Streikleiterin Mechthild Middeke: „Einen Arbeitskampf über so viele Jahre aufrechtzuerhalten, setzt voraus, dass es viele ver.di-Mitglieder bei Amazon gibt, die sich aktiv in die Organisation und Durchführung von Streiks einbringen. Bisher ist die Motivation weiterzumachen ungebrochen."


Es rappelt im Karton

Papierverarbeitung – Zu dem Tarifabschluss, der in der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie erzielt wurde, haben auch die hessischen Beschäftigten beigetragen. Vor der 5. Runde und dem Abschluss am 20.Februar in Berlin haben sie fünf Monate lang immer wieder tageweise gestreikt. Zuletzt am 18. Februar in acht hessischen Betrieben. Beim Wellpappenhersteller DS Smith Packaging gab es Streiks in den Werken Fulda, Erlensee und Lahnau. Bei den Firmen Constantia Ebert in Wiesbaden (Hersteller von bedruckten Folien), bei der Deutschen Rondo Blei+Guba in Kelkheim (Hersteller von Faltschachteln und Kartonverpackungen) und bei A + R Carton in Kriftel (Hersteller von Faltschachteln), Smurfit Kappa in Heppenheim, sowie bei der Marburger Tapetenfabrik in Kirchhain. Insgesamt waren es über 500 Streikende. Nicht zuletzt durch den Druck der Streiks konnte die von den Arbeitgebern geforderte Öffnungsklausel abgewendet werden. Die Löhne steigen in zwei Stufen um 5,5 Prozent in 26 Monaten und die Ausbildungsvergütungen um 90 Euro, wie von ver.di gefordert.


Tarifvertrag erreicht

Stromversorger – Bei Uniper hat ver.di Ende Januar einen Tarifvertrag erreicht, der eine Lohnerhöhung von 5,6 Prozent in zwei Schritten vorsieht. Die Ausbildungsvergütungen steigen um bis zu 15,5 Prozent. Uniper wurde 2016 aus dem e.on-Konzern ausgegründet. Das Unternehmen betreibt bundesweit Kohle-, Gas- und Wasserwerke und gehört zu den größten deutschen Stromproduzenten. Gut 20 dieser Werke wurden zur dritten von vier zentral geführten Verhandlungsrunden systematisch in der Fläche bestreikt. Es war der erste Streik bei Uniper und nach Aussagen von Teilnehmenden der erste Streik an deutschen Kraftwerken überhaupt. Streikstandorte lagen auch in Südost- und Nordhessen. In Hemfurth am Edersee im Landkreis Waldeck-Frankenberg legten 50 Beschäftigte am 16. Januar die Arbeit im Kraftwerk nieder. Von 6 Uhr bis 22 Uhr ruhte der Betrieb im Wasserkraftwerk. Im südosthessischen Großkrotzenburg im Uniper-Kraftwerk Staudinger waren 90 Beschäftigte im Streik. Die Folge: Der Kohleblock 5 wurde um 6 Uhr heruntergefahren und war bis 22 Uhr nicht am Netz. Der Gasblock 4 wird von der Bundesnetzagentur zur Netzstabilität angefordert und konnte deshalb nicht vom Netz genommen werden. Er stand über eine Notdienstvereinbarung zur Verfügung. Die Stromversorgung war weder in Hessen noch bundesweit in Gefahr. Alle sind sich einig: Ohne den Druck der Streiks wäre der Tarifvertrag so nicht möglich gewesen.