Hannah Koppetz-Mitra, 30, Kristallographin und Strahlenschutzbeauftragte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster

Wer bei „Kristall“ an etwas Esoterisches mit Kugeln und Wahrsagen denkt, liegt komplett verkehrt. Ich bin gelernte Chemielaborantin und habe an der Universität Münster berufsbegleitend eine Technikerausbildung absolviert. Ausschlaggebend dafür war damals, dass mein Chef keine Wissenschaftlerin, sondern eine technische Angestellte auf die Stelle setzen wollte. Eine meiner zentralen Aufgaben besteht darin, mittels der Kristallstruktur die Moleküle zu bestimmen, die die Studierenden und Doktorand*innen in meinem Arbeitskreis für ihre Forschungsarbeiten herstellen. Grundsätzlich sehen alle Kristalle eines bestimmten Moleküls gleich aus, aber durch Verunreinigungen kommt es zu Abweichungen, und ich kann mit Hilfe verschiedener Messgeräte feststellen, welche Substanz entstanden ist. Dabei sind Sorgfalt und Fingerfertigkeit nötig. Letztlich hängt an meiner korrekten Molekülbestimmung durch die Kristallanalyse die gesamte Forschungsarbeit. Längst nicht alle Wissenschaftler*innen an unserem und an anderen chemischen Instituten beherrschen die Technik der Kristallographie. Gleichzeitig ist es aber auch ungewöhnlich, dass ich als Technikerin und Nicht-Akademikerin diesen Beruf gelernt habe. Nach meiner Ausbildung an einer Universität kam ein Studium für mich nicht mehr in Frage. Und heute freue ich mich über meine Entscheidung, denn über die Kristallographie gibt es immer wieder Neues zu lernen.Außerdem bin ich Strahlenschutzbeauftragte an unserem Institut für Anorganische und Analytische Chemie und auch im Bereich des Arbeitsschutzes und der Arbeitssicherheit aktiv – das in meiner Funktion als Ersatzmitglied des Personalrates. Begonnen habe ich mein betriebliches Engagement 2011 an der Uni Dortmund, wo ich meine erste Ausbildung absolviert habe. Der dortige verantwortliche Professor hatte anfangs Probleme mit uns Auszubildenden und ließ uns vorwiegend Kopien anfertigen. Nachdem ich zur Vorsitzenden der Jugend- und Auszubildendenvertretung gewählt worden war, konnte ich ihn zu einem angemessenen Verhalten bewegen.Damals bin ich ver.di-Mitglied geworden. Seitdem habe ich eine ganze Reihe an Funktionen übernommen – auf Bezirks-, auf Landes- und mittlerweile auch auf Bundesebene. Ich bin vor allem im Frauenbereich aktiv, etwa nach dem Bundeskongress im Gewerkschaftsrat und derzeit schon im Bundesfrauenrat, ebenso im Fachbereich 5. Im Betrieb bin ich außerdem noch ver.di-Vertrauensfrau.Bei alldem unterstützt mein Mann mich ganz hervorragend. Er passt auch auf, dass ich neben den vielen beruflichen und gewerkschaftlichen Aufgaben Zeit für unser gemeinsames Hobby habe: Einmal wöchentlich sind wir mit Freund*innen zu „Pen and Paper“ verabredet – einem Rollenspiel, das uns in ganz unterschiedliche fiktionale Welten versetzt, je nach Verlauf und Plan des Abends. Das bedeutet mir sehr viel, zumal ich damit einen guten Ausgleich zu den Alltagspflichten habe. Protokoll: Gudrun Giese

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