Vorgestellt

Die Gewerkschaft vertritt die Interessen der Beschäftigten. Da ist es konsequent, wenn in den gewerkschaftlichen Gremien auch Beschäftigte bestimmen. So sieht es die Satzung von ver.di vor. Deshalb sind Vorstände in ver.di mit ehrenamtlichen Mitgliedern besetzt. Sie werden bei den turnusmäßigen Konferenzen gewählt. Die Bezirke sind die lokalen Organisationseinheiten, ver.di Hessen hat sechs davon, ebenso sechs Bezirksvorstände. Deren Vorsitzende haben wir hier nach und nach vorgestellt. Nach Margarete Harbouria aus Osthessen und Bernd Meffert aus Wiesbaden, Tanja Hauch aus Frankfurt und Ralph Stiepert aus Nordhessen heute Jürgen Johann aus Südhessen und Marianne Wölk aus Mittelhessen.

Jugendarbeit und Bildung im Fokus

Marianne Wölk

Marianne Wölk lebt in Marburg. Die 57-jährige pensionierte Justizbeamtin ist frisch wiedergewählt, sie hat gerade ihre zweite Amtszeit als mittelhessische Bezirksvorstandsvorsitzende begonnen. Ihre wichtigste Aufgabe in den kommenden vier Jahren sieht sie zum einen darin, die Jugendarbeit zu stärken, „damit der Nachwuchs der Arbeitnehmer und Beschäftigten sich wieder verstärkt bei ver.di organisiert“. Zum anderen will sie die Fachbereiche (künftig: Bereiche) untereinander transparent und im Gespräch halten. Der südhessische Bezirksvorsitzende Jürgen Johann will auf die Fachbereiche am liebsten ganz verzichten. Für den 64-jährigen Sozialpädagogen ist Gemeinsamkeit das Wichtigste in der Gewerkschaft, und so praktiziert es auch sein Bezirk: „Wir machen zum Beispiel eine gemeinsame, solidarisch finanzierte Bildungsarbeit für den gesamten Bezirk, an der sich alle Fachbereiche finanziell beteiligen. Er wird vom Bildungsmitarbeitendenkreis organisiert, das ist ein Ausschuss des Bezirksvorstands, also ein ehrenamtliches politisches Gremium, und dies ist einmalig in ganz ver.di. Teamende sollen sich von niemandem reinreden lassen. Bildung ist eine der zentralen Aufgaben von uns als Gewerkschaft.“

Auch der bezirkliche Vertrauensleuteausschuss arbeitet über die Fachbereiche hinaus zusammen. Zudem veranstaltet der Bezirk jährlich eine Tagung zur fachbereichsübergreifenden Verzahnung der Tarifarbeit.

Marianne Wölk sieht sich in Mittelhessen dagegen eher mit einer geografisch bedingten Struktur konfrontiert. Die Einwohnerzahlen sind niedriger als in den Ballungsgebieten, es gibt weniger größere Unternehmen, weniger Organisierte. Für Mittelhessen gilt es, so Marianne Wölk, „dafür zu sorgen, dass nicht weitere wichtige Strukturen abgetrennt werden und dass die Menschen in allen Modernisierungsmaßnahmen da abgeholt werden, wo sie stehen; sie müssen mitgenommen werden“. Als Beamtin mit jahrzehntelanger Berufserfahrung liegt ihr der öffentliche Dienst besonders am Herzen: „In Hessen haben die Landesbeschäftigten in den letzten Jahren böse bluten müssen, ich erwähne nur den Austritt aus der Tarifgemeinschaft der Länder. Ich setze mich weiterhin dafür ein, dass diese Landesregierung ihre Beschäftigten nicht in die moderne Sklaverei führt, und will dazu beitragen, dass sie sich nicht dahin führen lassen.“

Jürgen Johann

Arbeitszeitverkürzung großes Thema

Was die Zukunft angeht, so befürchtet Marianne Wölk tiefgreifende Veränderungen für die Arbeitnehmer*innen durch die Digitalisierung. „Das darf nicht auf ihre Kosten gehen.“ So auch Jürgen Johanns Überzeugung. Seine Losung: „Arbeitszeitverkürzung ist das große Thema, darin sehen wir die einzige Möglichkeit, die Folgen der Digitalisierung für unsere Kolleg*innen abzumildern. Wir müssen gewerkschaftliche Möglichkeiten entwickeln, die Digitalisierung für sie erträglich zu machen. Das geht nur über massive Formen von Arbeitszeitverkürzung.“

Den beiden großen Veränderungen in ver.di, „ver.di wächst“ und der Zusammenlegung der Fachbereiche steht Jürgen Johann kritisch gegenüber. Er befürchtet eine Schwächung von ver.di. Deshalb ist für ihn das zweite große Thema der kommenden vier Jahre, die erwarteten Auswirkungen der Umorganisierungen abzumildern. Die mittelhessische Bezirksvorsitzende blickt optimistischer auf die bevorstehenden Veränderungen: „Die Mitgliederentwicklung und die Altersentwicklung zeigen auf, dass wir ver.di durch die geplanten Änderungen schlagkräftig machen können und müssen.“