Für Telekom-Verhältnisse ist der Bereich Geschäftskundenvertriebs GmbH (DT GK) mit etwas mehr als 3.000 Beschäftigten einer der kleineren. Und auch hier bilden sich die Ergebnisse der jüngsten ver.di-Beschäftigtenbefragung nach dem DGB-Index „Gute Arbeit“ ab: Schlecht schneiden hier wie dort die zunehmende Arbeitsintensität, die Sicherheit des Arbeitsverhältnisses und die beruflichen Zukunftsaussichten ab.

„Eine ganz große Baustelle sind bei uns auch die verschiedenen IT-Systeme sowie schlecht aufeinander abgestimmte Arbeitsprozesse“, sagt Heike Schmaida, Gesamtbetriebsratsvorsitzende der DT GK. So funktioniere beispielsweise die Verbindung zu den nachgelagerten Produktionsbereichen der Telekom nicht gut, weil dort in der Vergangenheit zu viel Personal abgebaut worden sei und es zwischen den verschiedenen Bereichen Probleme mit der IT-Kommunikation gebe. „Hier müsste nach Kräften optimiert werden, um Belastungen für die Beschäftigten zu reduzieren.“ Bei der DT GK sind die Beschäftigten in sechs Vertriebsregionen für mittelständische und kleine Firmenkunden zuständig. Die Abstimmung zwischen Vertrieb, Service, Außendienst und Technik ist ausgesprochen wichtig, klappt aber oft nicht – wegen der innerhalb der Telekom weit verteilten Zuständigkeiten. „Selbsterzeugte Probleme“ nennt Heike Schmaida den Missstand, aus dem mehr Belastung und Unzufriedenheit für alle Beschäftigten resultieren. „Ein Auslöser dafür war der permanente Druck, die Kosten zu senken.“

Immer mehr

Druck scheint in vielen Geschäftsbereichen der Telekom den Ton anzugeben, denn bei der Gute-Arbeit-Befragung kritisierten die Teilnehmer*innen am häufigsten die zunehmende Arbeitsintensität bei zugleich mangelhafter interner Abstimmung der Arbeitsprozesse. „Knapp die Hälfte der Beschäftigten berichtet von einer Verdichtung der Arbeit – sie müssen mehr in der gleichen Zeit schaffen“, heißt es in der Kurzauswertung der Befragung, die ver.di im Juni veröffentlicht hat. Zudem hätten die Kolleg*innen „mangelhafte interne Prozesse, zu knappe Personalbemessung, zu lange innerbetriebliche Entscheidungswege, zu viele Unterbrechungen in der Arbeit und zu viele Tätigkeiten, die gleichzeitig verrichtet werden sollen“ als Gründe für zunehmende Arbeitshetze und Stress am Arbeitsplatz genannt, stellt Frank Sauerland aus dem ver.di-Bundesfachbereich Telekommunikation, Informationstechnologie fest. „Aus unserer Sicht sind viele hausgemachte Probleme dabei.“

Insgesamt fiel das Befragungsergebnis für die Telekom nicht gut aus: Mit 52 Punkten im Durchschnitt reichte es gerade eben noch für „mittelmäßige Arbeit“. Zum Vergleich: Die Gesamtwirtschaft erhielt 2018 bei einer Gute-Arbeit-Befragung 63 Punkte, die IKT-Branche insgesamt im selben Jahr 65 Punkte. Immerhin 45,8 Prozent der befragten Telekom-Beschäftigten bewerteten ihre Arbeit als schlecht. Nur 4,2 Prozent beurteilten ihre Arbeit als uneingeschränkt gut, weitere 17 Prozent als beinahe gut. Im Vergleich zur Befragung der Telekom-Beschäftigten von 2012 hat zwar der Anteil schlechter Arbeit um mehr als 10 Prozent abgenommen. Doch verglichen mit der Gesamtwirtschaft und mit der IKT-Branche ist die schlechte Arbeit bei der Deutschen Telekom erheblich stärker verbreitet.

Jetzt handeln

Frank Sauerland mahnt vor diesem Hintergrund den Arbeitgeber, „Schritte hin zu guter Arbeit zu organisieren“. ver.di sei zu Gesprächen bereit, und Handlungsbedarf gebe es reichlich. „Kündigungsverzicht, Wochenarbeitszeit-Verkürzung sind Themen, ebenso zukunftsfeste Job-Profile, damit die Beschäftigten im Konzern eine Perspektive erhalten.“ Denn die Befragung ergab auch, dass mehr als 40 Prozent der Beschäftigten davon ausgehen, unter den aktuellen Bedingungen ihre jetzige Arbeit nicht bis zur Rente ausüben zu können.

Das zeigt sich im Telekom-Bereich Geschäftskunden insbesondere bei den Vertriebsmitarbeiter*innen. „Der Verkaufsdruck ist auch wegen des variablen Lohnanteils in Höhe von 30 Prozent gewaltig. Viele Beschäftigte in diesem Bereich dehnen ihre Arbeitszeit immer weiter aus, um ihre Ziele zu schaffen“, weiß Heike Schmaida. „Das hält man auf Dauer nicht durch.“ Hier müssten dringend die falschen Anreize zur Mehrarbeit abgeschafft und stattdessen die Arbeitszeiten korrekt erfasst werden. Die für den Arbeits- und Gesundheitsschutz zuständigen Kolleg*innen und die Betriebsratsvorsitzenden der DT GK haben sich seit Abschluss der Befragung zweimal getroffen und erste Aktionen und Ziele zur Minderung des Arbeitsdrucks besprochen. Bis zu einer spürbaren Besserung der Bedingungen dürfte aber noch einige Zeit vergehen.


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