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Das Trio an der Spitze (v.l.): Kerstin Raue, Oliver Greie, Ines Kuchever.di

ver.di publik – Das zu Ende gehende Jahr war ein spannungsreiches Jahr. Was waren für euch die herausragenden Ereignisse?

Oliver Greie, ver.di-Landesbezirks- leiter SAT – Wie in den vergangenen Jahren können wir auf gute Tarifabschlüsse zurückblicken: Für die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst der Länder konnte dabei ein nicht vorhersehbares gutes Ergebnis erzielt werden. Nicht vorhersehbar deshalb, weil wir nach wie vor einen unzureichenden Organisationsgrad zu verzeichnen haben. Hier liegt unter anderem die Herausforderung für die kommenden Jahre.

Aber auch in anderen Branchen war richtig Bewegung. Das Spektrum reichte von der Auseinandersetzung rund um die CELENUS Klinik in Bad Langensalza, einer bahnbrechenden "Vereinbarung zur Entlastung" am Uniklinikum in Jena bis hin zur Tarifrunde im Sparkassenbereich. Wir können nicht alle Branchen nennen – der Einsatz für die Theater und Musikschulen, die latenten Auseinandersetzungen im Regionalverkehr oder im Entsorgungsbereich sollen aber nicht vergessen werden. Das große Ziel, vor dem ver.di-Bundeskongress Ende September einen Tarifvertrag mit der Leipziger Messe zu unterzeichnen, konnte leider nicht erreicht werden. Der Weg dahin ist allerdings nicht mehr weit.

Die Tarifbindung ist in unserem Landesbezirk noch immer ausgesprochen niedrig. Wir müssen uns mit den Einrichtungen im Gesundheits- und Sozialwesen befassen, Einzelhandelsunternehmen wie OBI, der Dauerbrenner Amazon im Versandhandel oder die Vielzahl von Haustarifverträgen über alle Branchen hinweg sind die Herausforderungen der Zukunft. Tarifverträge müssen einen "Wert an sich" darstellen. In der Altenpflege wird um einen Flächentarifvertrag gerungen. Hier sind wir in Thüringen schon sehr weit, hatten politische Unterstützung und konnten damit auch die Initiativen auf Bundesebene flankieren.

Alle Anstrengungen gehen allerdings ins Leere, wenn wir nicht genügend Mitglieder haben, die vor Ort mit uns gemeinsam Konzepte entwickeln und für deren Umsetzung streiten. Dialogwerbung und Organizing-Projekte begleiten unsere Strategien, sind aber nicht auf Dauer angelegt und stellen auch einen nicht zu unterschätzenden Kostenfaktor dar.

Natürlich zählt auch unsere Landesbezirkskonferenz zu einem besonderen Ereignis. Die neue Landesbezirksleitung und das ehrenamtliche Vorstandsgremium haben von den Delegierten eine Vielzahl von Aufträgen erhalten, die wir in der laufenden Legislaturperiode gemeinsam abarbeiten werden.

ver.di publik – In eurem Landesbezirk fanden in zwei Bundesländern Landtagswahlen statt. Das stellt auch ver.di vor neue Konstellationen. Wie wird hierzu in ver.di diskutiert, was sind die Konsequenzen?

Ines Kuche, stellvertretende ver.di-LandesbezirksLeiterin SAT – Die Wahlergebnisse in unserem Organisationsgebiet haben unsere eigenen Prognosen und die der Institute leider weitestgehend bestätigt. Wir haben im Vorfeld aus unserer Sicht sehr viel getan, um die Forderungen der demokratischen Parteien zu analysieren, gegebenenfalls um eigene Ideen zu erweitern und in einer breiten Basis zu diskutieren, das Ganze immer vor dem Hintergrund des wachsenden Einflusses der AfD. Unser Beschluss zum Umgang mit der AfD, die Erstellung und Verbreitung umfangreicher Materialien, Demonstrationen und unzählige Diskussionen in unseren Gremien haben das Thema an prominente Stelle gerückt – und es wird auch weiter auf unserer Agenda stehen.

ver.di publik – Gibt es im Landesbezirk eine Strategie, wie man junge und gut ausgebildete Menschen motivieren kann, sich für ver.di zu interessieren?

Kerstin Raue, stellvertretende ver.di-Landesbezirksleiterin SAT – Aus den vergangenen Jahren haben wir viele Erkenntnisse gewinnen können, die jetzt Schritt für Schritt umgesetzt werden. Die Ansprache der jungen Generation ist eine andere geworden – die sozialen Medien dominieren die Kommunikation untereinander, Materialien müssen nicht mehr über umfangreiche Verteilerstrukturen versandt werden. Die noch in vielen Bereichen praktizierte Sitzungskultur ist auf ein Minimum reduziert worden, Diskussionen finden online statt, Meetings dienen dem Entwickeln neuer Ideen und haben einen hohen Anteil an Spontanität. "Aktive Einbindung" gehört zur Strategie der Teams – die Themen kommen zu uns, nicht umgekehrt.

Das alles basiert auf einer Konzeption, die von neu eingestellten Jugendsekretär*innen getragen wird. Wir können aktuell in allen Bezirken hauptamtliches Personal zur Unterstützung der Auszubildendenvertretungen einsetzen. Ein Blick in die Statistik der guten Mitgliederentwicklung im Bereich der unter 28-Jährigen ist für uns kein Ruhepolster, vielmehr die Bestätigung für getroffene Entscheidungen. In den Auswertungen der Jahre 2018 und 2019 rangiert unser Landesbezirk beständig an der Spitze der Organisation.