Im ver.di-Bezirk München sind 16 Gewerkschaftssekretär*innen in 13 Fachbereichen in der Betriebs- und Tarifarbeit tätig. Zudem zwei Jugendsekretär*innen, die sich um Belange in der Ausbildung und die Betreuung der Jugend- und Auszubildendenvertretungen, JAV, kümmern. Für Beratung in Sachen Arbeits- und Sozialrecht gibt es außerdem das Team Beratung & Recht Oberbayern. Was machen diese "Hauptamtlichen" eigentlich so, fragen Mitglieder ab und zu. Nancy versucht ein kleines Arbeitstags-Resümee.

"Es ist 8 Uhr 30 und die Bürotüren im DGB-Haus werden aufgeschlossen. Kaffeeduft zieht durch die Gänge. Und der erste Arbeitsgang ist es meist, wie in vielen Jobs, den PC hochzufahren und einen Blick in die Mails zu werfen. Ein Absender will wissen, ob die Betriebsvereinbarung, die der Arbeitgeber vorgelegt hat, so in Ordnung ist. Eine Kollegin bittet dringend um Rückantwort, und auch eine Anfrage zu einer Betriebsversammlung in zwei Wochen ist dabei.

Muss aber alles bis heute Nachmittag warten. Jetzt geht es erst mal zu einer anstehenden Betriebsversammlung. Der Redebeitrag wird eingepackt, die Flugblätter zur Tarifrunde liegen bereit. Noch drei Kugelschreiber und die Beitrittserklärungen gegriffen und schon bin ich auf dem Weg, um rechtzeitig um 9 Uhr 30 dort zu sein.

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Haris Softic ist noch neu als Gewerkschaftssekretär, er war vorher ehrenamtlich in ver.di aktiv. Nancy fragt: "Haris, was macht dir im Moment am meisten Spaß?". "Am liebsten", sagt er, "arbeite ich mit aktiven Betriebsgruppen dort, wo es noch keine Betriebsräte gibt und auch noch keine tarifvertragliche Absicherung. Dort sind die Kolleg*innen total motiviert – und das spornt natürlich auch mich an."ver.di München

Mein Redebeitrag ist recht gut angekommen. Die Beschäftigten sehen auch nicht ein, warum sie mit einer Tariferhöhung von unter 1 Prozent abgespeist werden sollen. Meine Mailbox blinkt und ich höre die Nachrichten auf dem Rückweg ins Büro ab. Erst einmal aufschreiben und nach Prioritäten sortieren. Zwei Absagen für die Sitzung des Fachbereichsvorstands heute Abend und ein Anruf des Kollegen, der mir gestern noch die Betriebsvereinbarung zur Überprüfung zugemailt hat. Er braucht unbedingt heute noch meinen Rat. Jetzt ist es schon zwei, und ich muss noch Unterlagen für die Sitzung um drei Uhr zusammenstellen.

Der ehrenamtliche Vorsitzende kommt eine halbe Stunde vor Beginn ins Büro, damit wir die Tagesordnung nochmal durchgehen. Dann auf in die Sitzung. Die dauert bis 17 Uhr. Dann nochmal ins Büro, nochmals Mails checken, Post prüfen und einige Rechnungen auf den Weg in die Buchhaltung bringen. Der Blick in den Kalender für morgen zeigt mir, dass um 9 Uhr eine Telefonkonferenz ansteht und ich um 10 Uhr die neugewählte JAV besuche und mit ihnen über Schulungen sprechen werde."