26. März 2020 – „Wir sind im Augenblick 24 Stunden im Einsatz. Das Virus hat unseren ganzen Arbeitsbereich verändert. Die Kollegen haben viele Fragen. Und wir müssen umorganisieren und derzeit hunderte von Mitarbeitern aus anderen Bereichen umsetzen. Die werden jetzt im Leistungs- und Kurzarbeiterbereich gebraucht. Bundesweit rechnet man mit rund einer Million Anträgen auf Kurzarbeit von den Betrieben. Ein Beispiel: Bei uns haben wir im März normalerweise elf bis 20 Anträge auf Kurzarbeitergeld, jetzt waren es 16.000! Die Arbeitslosenmeldungen nehmen natürlich zu. Die Betriebe, die keine Kurzarbeit machen können, entlassen die Leute. Auch auf die Jobcenter kommt jetzt viel mehr Arbeit zu. Die kriegen jetzt eine riesige Anzahl Anträge von Bedarfsgemeinschaften, von Aufstockern. All die Selbstständigen, die jetzt nicht mehr arbeiten dürfen, beantragen Leistungen.

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Foto: privat

Ich frage mich manchmal, ob wir schon in einer Ich- oder noch in einer Wir- Gesellschaft leben. Dabei sind so viele Menschen bereit, etwas für andere zu tun. Ich möchte, dass man jetzt endlich erkennt, dass letztendlich die, um die man sich in den letzten Jahren nicht viel geschert hat, das Pflegepersonal, die Frauen an der Kasse, die relativ schlecht bezahlten Berufe, uns jetzt den Arsch retten. Aber auch wir von den Arbeitsagenturen, die wir ja auch in der Bevölkerung kein uneingeschränkt positives Image haben, auch wir retten den sozialen Frieden mit. Wir versorgen die Leute mit Geld, damit sie leben können.“

Protokoll: Heide Platen

Auch wir retten den sozialen Frieden mit

Frank Arnold (53) ist freigestellter stellvertretender Personalratsvorsitzender und Vertrauensleutesprecher bei der Arbeitsagentur in Düsseldorf