Näherinnen rufen um Hilfe

Bangladesch – 70.000 Textilarbeiter*innen bereits wurden seit Beginn der Corona-Pandemie in Bangladeschs Textilfabriken entlassen. "Die Situation der arbeitenden Menschen verschlechtert sich von Tag zu Tag", schreibt Joly Talukder, die Vorsitzende der Textilarbeiterinnen-Gewerkschaft GWTUC, in einem Hilferuf. Die Krankheitsfälle und die Zahl der Toten erreichten täglich Rekordhöhen. Die Grundgehälter der Textilarbeiter*innen in Bangladesch zählen zu den niedrigsten der Welt, seit April werden sie nicht mehr regulär bezahlt. Die Beschäftigten sind finanziell ruiniert, unfähig, ihre Miete zu bezahlen, nicht in der Lage, lebenswichtige Nahrungsmittel und Güter des täglichen Bedarfs zu beschaffen. Auch eine angemessene Gesundheitsversorgung in Anspruch zu nehmen, wenn sie durch die Arbeit in überfüllten, unhygienischen Fabriken unweigerlich krank werden, ist den Textilarbeiter*innen nicht möglich. Ein Lieferkettengesetz könnte helfen. Die GWTUC ruft vorerst zu Spenden auf.

Spendenkonto: Monzur Moin, Saving Account: 00 6804 8100 0262, Mutual Trust Bank Ltd, Kakrail Branch, Bangladesh, SWIFT Code: MTBL BD DH

lieferkettengesetz.de

Millionen Frauen in Gefahr

Kolumbien/Mexiko – Morde und se- xuelle Gewalt nehmen in Mexiko und Kolumbien trotz Ausgangsbeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie weiter zu. Aus einem Bericht der Ombudsbehörde von Kolumbien geht hervor, dass Frauen und Mädchen in ländlichen Regionen derzeit einem besonders hohen Risiko ausgesetzt sind. In Kolumbien wird nach Angaben der Parlamentskommission für die Gleichstellung von Frauen alle 30 Minuten eine Frau Opfer sexueller Gewalt. Auch in Mexiko steigt die sexuelle und geschlechtsbedingte Gewalt an. Im April wurden 267 Frauen ermordet - so viele wie in keinem Monat seit Beginn der Erfassung im Jahr 2015. Insgesamt gab es von Januar bis einschließlich April in diesem Jahr 987 Morde an Frauen. Frauenrechtsorganisationen in Mexiko warnen davor, dass die Sparmaßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie zu Abstrichen bei Programmen zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen führen. Das könne 50 Millionen Frauen und Kinder in Gefahr bringen.

Streik in 300 Lidl-Läden

Spanien – Die Gewerkschaft CCOO-Servicios hat am 4. Juni die Hälfte der 600 Lidl-Geschäfte in Spanien lahmgelegt. In den übrigen Filialen bedienten Filialleiter mit ein oder zwei Kassierer*innen die Kunden. In den zehn Logistikzentren streikten 80 Prozent der Belegschaft. Insgesamt beschäftigt der deutsche Supermarktdiscounter in Spanien 13.500 Mitarbeiter*innen. "Lidl ist die Supermarkt- kette, die am meisten gegen Gesundheits- und Hygienevorschriften verstößt", erklärte CCOO-Sprecher Ángel Trujillo. Seit Wochen versucht CCOO vergebens, mit dem Unternehmen zu einer Einigung zu kommen. Anfänglich gab es laut CCOO nur eine Wegwerfmaske alle zwei Wochen. Auch wenn mittlerweile waschbare Masken sowie Trennscheiben zum Alltag gehören, erkrankten allein in Madrid, der vom Coronavirus am stärksten befallenen Region, 20 Prozent der Belegschaft. In den meisten Märkten würden weit mehr Kunden eingelassen, als dies in Zeiten von Covid-19 erlaubt sei. Lidl verkauft seit der Lockerung des Alarmzustandes mehr als vor der Pandemie, ohne Belegschaft oder Arbeitsstunden aufzustocken. Für den Fall, dass die Geschäftsführung nicht an den Verhandlungstisch zurückkehrt, plant CCOO weitere Proteste und Streiks.