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Ohne Maske: Klaus Windhaus, dessen Kündigung erfolgreich abgewehrt wurdeFoto:Christian Jungeblodt

"Für uns ist Concentrix nur ein anderes Wort für #Teamwork", steht auf einem Poster am Firmenzaun, und am Eingangsportal hängt ein "Herzlich willkommen". Im wahren Leben ist der Callcenter-Betreiber Concentrix, der zum US-Konzern Synnex gehört und unter anderem für Miele und Vodafone arbeitet, kein ständiger Hort von Kollegialität. Am Standort Münster jedenfalls hat die Firma den ver.di-Betriebsgruppensprecher und Betriebsrat Klaus Windhaus fristlos entlassen – "aus fadenscheinigen, inszenierten Gründen", wie der 60-Jährige findet. Inzwischen hat er vor Gericht seine Rückkehr durchgesetzt. Aber er ist noch immer erschrocken darüber, wie er als "Störfaktor" habe beseitigt werden sollen. Sein Fall zeige, wie weit die Branche bei der Ausbeutung und beim "Union bashing" gehe, also beim gezielten Bekämpfen von Gewerkschaften.

Am Tag nach seiner Rückkehr erzählt Windhaus gemeinsam mit Betriebsrat Ralf Burg von dem Konflikt bei Concentrix in Münster. 2018 hatten ver.di-Aktive damit begonnen, sich für mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen. Telefonagenten wie Windhaus verdienen nach seinen Angaben gerade mal 1.600 Euro brutto, nebst einer kleinen Provision.

Als erstes verteilte ver.di Klopapierrollen mit dem Aufdruck "Befristung ist scheiße". Laut Windhaus und Burg ein voller Erfolg: Das Unternehmen verzichtete fortan auf Befristungen von Arbeitsverträgen. Bald begannen aber auch die ersten Behinderungen, wie die Betriebsräte erzählen. Ein ver.di-Aktiver sei beim Flugblattverteilen des Geländes verwiesen worden. Einzelne andere seien von Vorgesetzten bedrängt oder auf andere Posten umgesetzt worden – wegen kritischer Äußerungen auf einer Betriebsversammlung.

Alle Tassen wieder auf den Tischen

Als die Gewerkschafter 2020 eine Unterschriftenaktion für mehr Lohn starteten, habe ihnen die Firma fast überall auf dem Gelände das Sammeln untersagt. In einer Abteilung mit besonders vielen ver.di-Mitgliedern habe das Personal alle Tassen, Mützen, Kalender, Buttons oder T-Shirts mit ver.di-Aufdruck wegräumen müssen. Schon vorher sei einer Kollegin jede ver.di-Werbung verboten worden – mit einer Begründung, über die sich Windhaus und Burg besonders ärgern: Die Firma erlaube ja auch keine AfD-Werbung.

"Das alles ist klar rechtswidrig", sagen die beiden. "Wir haben das Recht, im Betrieb aktiv zu sein."

Ende März dann der Höhepunkt: die fristlose Kündigung für Windhaus nach zwölfeinhalb Jahren im Unternehmen. "Das kam für mich völlig überraschend." Er habe noch einzelne Sachen einpacken dürfen und sei dann aus dem Betrieb begleitet worden. "Man wird von einer auf die andere Sekunde exekutiert. Ich war fassungslos und erschüttert." Die Zustimmung des Betriebsrats, der überwiegend aus freien Listen besteht, habe corona-bedingt dessen geschäftsführender Vorstand erteilt, also der Betriebsausschuss.

Erst als der Entlassene Klage erhob, reichte das Unternehmen eine Begründung nach: Er habe bereits vier Abmahnungen wegen Zuspätkommens erhalten. Dazu Windhaus: Er habe lediglich das Recht in Anspruch genommen, sich die nötige Zeit für die Betriebsratsarbeit selber einzuteilen. Ein weiterer Kündigungsgrund sei "völlig frei erfunden", nämlich eine angebliche Rangelei.

"Die Vorwürfe waren derart substanzlos", sagt Windhaus, "dass das Arbeitsgericht Münster im Juli meine sofortige Wiedereinstellung angeordnet hat. Eine Ohrfeige für Concentrix!" Vor dem Landesarbeitsgericht in Hamm einigten sich dann beide Seiten gütlich auf seine Rückkehr. Vielleicht halfen dabei auch mehrere Mahnwachen vor Betrieb und Gericht sowie eine Online-Resolution, die laut ver.di auch von der Hälfte der 520-köpfigen Belegschaft mitgetragen wurde. Inzwischen haben Vertreter der Firma und des ver.di-Landesbezirks auch eine Vereinbarung ausgehandelt, wonach Gewerkschafter wieder ungehindert Flugblätter verteilen und Embleme verwenden dürfen.

"Wir freuen uns, dass wir uns gegen die Willkür des Arbeitgebers erfolgreich zur Wehr setzen konnten", sagt Windhaus und lächelt, obwohl ihm die Strapazen der letzten Monate noch in den Knochen sitzen. Kollege Burg ergänzt: "Das gibt uns gehörig Schub, dass wir mit noch mehr Energie weitermachen." Ihr Ziel: ein Haustarifvertrag – der erste der Branche in Nordrhein-Westfalen, wenn nicht weit darüber hinaus.

Und was sagt Concentrix zu den Vorgängen? Hausintern bestreitet der Konzern, dass er die Gewerkschaftsarbeit behindere und dass die Kündigung damit zusammenhänge. Auf Anfrage von ver.di publik lehnte er dagegen jegliche Stellungnahme ab.

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