Ausgabe 02/2021
Aldi Nord baut um und Betriebsräte ab
Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen will offenbar die Geschäftsleitung von Aldi Nord: Zum Jahresende löst sie drei Regionalgesellschaften auf und wird damit gleichzeitig die letzten im Unternehmen verbliebenen engagierten ver.di-Betriebsräte los.
Seit Jahren schließt Aldi Nord Lager und Verwaltungsstandorte. Die Filialen werden anschließend von umliegen- den Regionalgesellschaften mitversorgt. 2022 wird es nur noch 25 dieser Standorte geben, 2016 waren es noch 35. "Es stehen insgesamt massive Umstrukturierungen an", sagt Uli Kring, langjähriger Betriebsratsvorsitzender der Regionalgesellschaft in Bad Laasphe, Nordhrein-Westfalen. Mit der Schließung des Standortes und dem im Städtchen Horst bei Hamburg fällt auch der betriebsrätliche Widerstand gegen das seit Jahren strittige Aldi-Arbeitszeitmodell, das auf extreme Flexibilisierung und Mehrarbeit setzt. Er rechne zudem damit, dass Aldi Nord 2022 aus der Tarifbindung aussteigen werde, so Uli Kring. Damit rücke ein Zusammengehen mit Aldi Süd näher, wodurch das Unternehmen abgestimmt und damit straffer agieren könne. Im Einkauf arbeiten beide Aldi-Gruppen schon jetzt eng zusammen. Seit diesem Jahr gibt es für den Bereich e-Commerce eine erste gemeinsame Gesellschaft.
Neben den Schließungen der Regionalgesellschaften in Bad Laasphe und Horst soll auch der Standort in Wittstock/ Brandenburg dicht gemacht werden. An die 500 Arbeitsplätze in der Logistik und Verwaltung fallen weg. "Wir haben mit Kommunalpolitiker*innen hier für den Erhalt des Standortes gekämpft", sagt Uli Kring. Aldi habe aber schon lange vor dem Schließungsbeschluss begonnen, den Betrieb herunterzuwirtschaften, sodass es nun leicht sei, wirtschaftliche Gründe für das Aus zu benennen. Die Gegend um Bad Laasphe gehört zu den strukturschwachen; neue Arbeitsplätze zu finden wird für die Beschäftigten nicht leicht. Im März wurde mehrfach über einen Sozialplan und Interessenausgleich verhandelt. Der Betriebsrat möchte eine Transfergesellschaft durchsetzen. Uli Kring: "Unter Wert verkaufen müssen wir uns nicht!" Gudrun Giese