Ausgabe 02/2021
Frauen mit Kindern zuerst
H&M will bundesweit 800 Stellen streichen. Der schwedische Modekonzern hatte im November 2020 im Rahmen eines sogenannten Freiwilligenprogramms verkündet, über 90.000 Stunden abbauen zu wollen. Im ver.di-Bezirk Stuttgart trifft es gleich vier Filialen: H&M im Stuttgarter Milaneo, H&M Ludwigsburg WilhelmGalerie sowie beide H&M Stores im Breuningerland Ludwigsburg und Sindelfingen. Dort will der Konzern insgesamt mehr als 6.200 Stunden abbauen. Allein im H&M Store im Breuningerland Sindelfingen sollen 2.181 Stunden wegfallen. Wegen des hohen Anteils an Teilzeitbeschäftigten ist noch nicht ganz klar, wie viele Mitarbeiter*innen vom Personalabbau tatsächlich betroffen sein werden. Es ist aber davon auszugehen, dass der Personalabbau rund ein Viertel der aktuell rund 100 Beschäftigten treffen wird.
"Der Stellenabbau kommt zu einer Zeit, in der die Beschäftigten bereits wegen coronabedingter Filialschließungen und Kurzarbeit große Ängste um ihren Arbeitsplatz haben. Das ist schamlos und ein Angriff auf soziale Standards. Wir erleben seit langem, wie H&M stetig Personal abbaut und versucht, unliebsame Betriebsräte und Mitarbeiterinnen loszuwerden. Dabei ist dem Konzern offensichtlich jedes Mittel Recht. Nun kommt der Stellenabbau als Freiwilligenprogramm daher, bei dem die Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte gänzlich umgangen werden", sagt Sidar Carman, Gewerkschaftssekretärin im ver.di-Bezirk Stuttgart.
Von freiwillig kann nicht die Rede sein
Ein Blick in die von H&M vorgelegten Entwürfe zu einer "Freiwilligenvereinbarung" zeigt, an wen sich das "großzügige Angebot" richtet, das Unternehmen zu verlassen. Es sind insbesondere Beschäftigte mit Kindern, Mütter, Ältere oder Menschen mit Behinderung, die auf sozial- und gesundheitsverträgliche Arbeitszeiten angewiesen sind.
"An diesem Programm ist nichts freiwillig. Beschäftigte werden gezielt angesprochen, eingeschüchtert und unter Druck gesetzt, sich freiwillig zur Arbeitslosigkeit zu entscheiden. Und das alles wird mit Digitalisierung und verändertem Kundenverhalten begründet. Dazu haben wir eine klare Meinung und Haltung: Protest", sagt Giovanna Heldmayer, ebenfalls Gewerkschaftssekretärin im ver.di-Bezirk Stuttgart.
Der Fachbereich Handel des ver.di-Bezirks Stuttgart hat gemeinsam mit den Beschäftigten eine Reihe von öffentlichkeitswirksamen Aktionen geplant, unter anderem anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März.